YPJ gedenken Hêvî Gabar

„Ihre Persönlichkeit verkörperte die Haltung der freien Frau, dem Weg ihrer gefallenen Freundinnen war sie stets verbunden. Ihr Verlust ist uns eine Direktive, den Kampf zu vergrößern“, teilen die YPJ zum Tod von Gülistan Aksoy (Hêvî Gabar) mit.

Die Generalkommandantur der Frauenverteidigungseinheiten YPJ (Yekîneyên Parastina Jin) hat eine Erklärung im Gedenken an Gülistan Aksoy (Nom de Guerre: Hêvî Gabar) veröffentlicht. Die kurdische Freiheitskämpferin befand sich seit 2017 in medizinischer Behandlung in Berlin. Sie war 2015 bei der Detonation einer vom sogenannten IS gelegten Mine im nordsyrischen Serêkaniyê schwer verletzt worden und musste mehrmals operiert werden. Unter anderem hatte sie Splitter im Kopf. Am 26. Juli ist sie aufgrund ihres geschwächten Zustands einer Erkrankung erlegen.

„In Liebe und Respekt gedenken wir unserer Weggefährtin Hêvî Gabar, die sich der Karawane der Unsterblichen angeschlossen hat. Ihrer Familie und unserem Volk sprechen wir unser aufrichtiges Mitgefühl aus. Hêvî hatte ihr gesamtes Dasein dem Befreiungskampf ihres Volkes gewidmet. Jede Sekunde ihres Lebens war sie für andere eine Quelle der Begeisterung, Moral und Hoffnung. Der Verlust einer entschlossenen und revolutionären Freundin wie Hêvî es war hat tiefe Wunden geschlagen. Wir teilen den Schmerz ihrer Angehörigen und unseres Volkes und sind stolz auf den einzigartigen Mut und Widerstand unserer Freundin. Wie alle unsere gefallenen Gefährtinnen hat auch Hêvî ihre Pflicht der Revolution, den Frauen und ihrer Mitmenschen gegenüber erfolgreich erfüllt und ihren Widerstand an uns übertragen.

So wie Hêvî bereits in der Jugendarbeit, bei der freien Presse und im Kampf um die Freiheit der Frauen eine aktive und entscheidende Rolle spielte, nahm sie dieselbe Funktion auch in Rojava ein. Als die Banden von IS und Al-Nusra mit äußerster Brutalität über Rojava herfielen, sagte sich mit hunderten jungen Menschen auch unsere kämpferische Genossin Hêvî: ‚Ich muss dort sein‘. Es waren die schwierigsten Momente, als sie an der Seite ihres Volkes ein Schutzschild gegen die Besatzung wurde. Hêvi hatte ihr Gesicht gen Rojava gewandt. An den vordersten Fronten leistete sie gemeinsam mit anderen Kämpfenden der YPJ und YPG Widerstand gegen die Invasoren. Mutig nahm sie ihren Platz bei den Offensiven für Rojava ein.

Trotz einer Verletzung, die sich Hêvî beim Kampf um Til Koçer hinzugezogen hatte, ließ sie ihre Freundinnen und Freunde nicht hinter sich. Vereint im gemeinsamen Kampf trug sie dazu bei, etliche Angriffe der Invasoren zu vereiteln. 2015 ging sie nach Serêkaniyê, ins Zentrum des Widerstands um Würde. Dort trat sie auf eine von den barbarischen IS-Banden gelegte Mine und wurde schwer verletzt.

 

Verletzt im Widerstand

Hêvî blieb noch etwa zwei Jahre in Rojava, wo sie ihre Verletzungen behandeln ließ. Trotz ihres versehrten Zustands blieb sie wehrhaft und widerständig. Sie gilt als erste Kriegsversehrte der Revolution von Rojava. Als solche lautete ihr Leitspruch: ‚Als Komitee der Kriegsversehrten, das in der Tradition der Öcalan-Komitees steht, muss die Linie der Gefallenen sowohl in unserem Kampf als auch in unserem Leben stets gegenwärtig sein‘. Obwohl sie kaum in der Lage war zu sprechen, wich das hoffnungsspendende Lächeln zu keinem Zeitpunkt aus ihrem Gesicht. Damals waren die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten in Rojava begrenzt, deshalb ging Hêvî nach Deutschland. Es waren schwerwiegende Verletzungen und ernsthafte Krankheiten, die sie plagten. In der Folge richtete sie ihre Augen weg vom Leben, hin zur Karawane der Unsterblichen.

Ihr junge revolutionäre Persönlichkeit, ihre kämpferische Art und ihr Widerstand an den verschiedenen Fronten des Krieges zeichneten unsere Freundin Hêvî als Exempel einer revolutionären Haltung aus, die für die Pflichten und Verantwortlichkeiten der damaligen Zeit eintrat. Ihr wegweisender Charakter und ihre stimmungsvolle Persönlichkeit, ihr Zorn und ihre Wut gegenüber dem Feind machten sie zum Vorbild und führten ihren vollkommenen Kampf vor Augen. In Zeiten, die geprägt waren vom Schmerz ihres Volkes und dem Befreiungskampf der Frau, war Hêvî Journalistin. Durch ihre Kameralinse blickte die gesamte Welt. Den jungen Frauen und Männern ihres Landes ebnete sie bei der Jugendarbeit den richtigen Weg. Dort, wo sie es für nötig hielt, ging sie in die ersten Reihen des Widerstandes und setzte im Kampf gegen die Invasion nie einen Schritt zurück.

Forderte den Feind heraus

Die Proletarierin der Revolution und ‚Hoffnung ihre Freund*innen‘ [Hêvî bedeutet im Kurdischen Hoffnung] lebte bis zu ihrem letzten Atemzug mit großer Begeisterung. Dutzende Male hatte sie die Henker des IS herausgefordert und einen Sieg über die errungen. Ihre Persönlichkeit verkörperte die Haltung der freien Frau, dem Weg ihrer gefallenen Freundinnen war sie stets verbunden. Ihr Verlust ist uns eine Direktive, den Kampf zu vergrößern. Als YPJ geben wir unser Wort, dass die Haltung, Beherztheit und der Widerstand unserer Freundin Hevî uns stets als Leitfaden in unserem Leben und unserem Kampf dienen wird. Die Fahne, die uns für den Aufbau einer freien Zukunft übergeben wurde, wird noch höher wehen, unsere Aufgaben werden wir noch entschlossener ausführen. In der Person unserer Genossin Hêvî gedenken wir respektvoll aller Gefallener der Revolution und wiederholen unser Versprechen, dass ihr Widerstand und das freie Leben, dem sie ihre Existenz widmeten, allgegenwärtig sein wird.“