Emine Moradi: Rêzan Cavid war auch mein Kommandant

Emine Moradis Mann wurde vom iranischen Regime ermordet, ihr Sohn hingerichtet. Der bei einem türkischen Drohnenangriff in Rojava gefallene Rêzan Cavid hat ihr in dieser Zeit beigestanden. Moradi fragt: „Wie lange soll es noch so weiter gehen?“

Emine Moradi hat sich in Mahabad zu dem am vergangenen Sonntag bei einem türkischen Drohnenangriff in Qamişlo tödlich verletzten PJAK-Kommandanten Rêzan Cavid (Yusîf Rebanî) geäußert. Sie ist die Witwe des kurdischen Menschenrechtsaktivisten Iqbal Moradi aus Merîwan, der im Juli 2018 ermordet wurde. Ihr Sohn Zanyar Moradi wurde sieben Wochen später im Iran hingerichtet. Iqbal Moradi war in der Vergangenheit Mitglied der Komala und hatte zehn Jahre zuvor ein Attentat der iranischen Pasdaran überlebt. Zum Zeitpunkt seiner Ermordung gehörte er zu den führenden Aktivist:innen der „Menschenrechtsorganisation Kurdistan“ und war bekannt für seine Unterstützung der Angehörigen politischer Gefangener. Sein Leichnam wurde kurz nach seiner Verschleppung mit Folterspuren und Schusswunden an der irakisch-iranischen Staatsgrenze aufgefunden worden.

Heval Rêzan gab mir Hoffnung und Kraft“

Emine Moradi sagt, dass Rêzan Cavid ihr in dieser schweren Zeit beigestanden hat. Sie erinnert an die Gefallenen des Befreiungskampfes in Kurdistan und erklärt: „Ich spreche dem kurdischen Volk und der Guerilla mein Beileid aus. In den Bergen Kurdistans kämpft die Guerilla, um Vergeltung für die Gefallenen zu üben. Rêzan Cavid war einer dieser kurdischen Freiheitskämpfer. Bereits bei unserer ersten Begegnung gab er mir Hoffnung und Kraft. Er war für mich und das kurdische Volk ein Kommandant. Als Zanyar im Gefängnis war, sagte Rêzan zu mir, dass ich aufrecht bleiben soll. Das habe ich getan. Als Mutter eines Gefallenen bin ich sehr stolz auf mein Kind. Das gilt auch für andere Mütter, denn unsere Kinder haben ihr Leben für Kurdistan gegeben. Die Mutter von Heval Rêzan kann nicht stolz genug darauf sein, dass sie einen solchen Sohn großgezogen hat. Er ist bereits sehr jung in die Berge gegangen und hat jahrelang für sein Volk und sein Land gekämpft. Diesen Kampf hat er bis zum Moment seines Todes fortgesetzt. Als ich gehört habe, dass er gefallen ist, ist ein Teil meines Herzens zerrissen. Als Frau eines Gefallenen und Mutter eines Gefallenen bin ich stolz auf Heval Rêzan.“

Wie lange sollen wir solchen Massakern noch ausgesetzt werden?“

Die Feinde des kurdischen Volkes befänden sich in ständiger Angriffsposition, sagte Emine Moradi weiter: „Sie führen jeden Tag überall Bombenangriffe durch. Rojava, Başûr und Bakur werden täglich bombardiert. Das Ziel der Angriffe ist nicht nur die Besatzung Kurdistans, das kurdische Volk soll vernichtet werden. Der Feind hat Angst davor, dass sich die vier Teile Kurdistans vereinen und die Kurden ihre Rechte bekommen. Deshalb verfolgt er ständig schmutzige Pläne und Projekte. Der türkische Staat wird von den herrschenden Mächten in seinem schmutzigen Krieg unterstützt. Ohne diese Unterstützung könnten die türkischen Flugzeuge nicht in den Luftraum über Kurdistan eindringen und die Armee wäre nicht in der Lage, diese grausamen Angriffe durchzuführen.

Ich richte einen Appell an alle internationalen Institutionen und Menschenrechtsorganisationen. Als kurdisches Volk haben wir niemals fremden Boden besetzt und ausgebeutet. Es ist unser Land, das besetzt wird, wir sind es, die ermordet werden. Die UNO und alle Menschenrechtsorganisationen müssen Position gegen diese Angriffe beziehen, sie müssen sie verhindern. Wie lange soll es noch so weitergehen, dass unser Land und unsere Kinder bombardiert werden, wie lange soll das kurdische Volk noch Massakern ausgesetzt werden?“