Cenî: Frauenrevolution in Efrîn verteidigen

Das kurdische Frauenbüro für Frieden Cenî ruft zum internationalen Frauenkampftag am 8. März dazu auf, die Frauenrevolution in Efrîn zu verteidigen.

Zum diesjährigen internationalen Frauenkampftag werden wieder weltweit Millionen von Frauen auf die Straße ziehen, um für ihre Rechte, Frieden und ein herrschaftsfreies Gesellschaftssystem zu kämpfen und ihre Stimmen zu erheben. Cenî, das kurdische Frauenbüro für Frieden, hat sich in einer schriftlichen Erklärung dazu geäußert:

„Seit 1911 wird der internationale Frauenkampftag begangen. Seither haben Frauen viel erkämpft, so das Frauenwahlrecht, Zugang zu Bildung und freie Berufswahl. Dies gilt jedoch längst nicht für alle Frauen weltweit. Zudem sind Gewalt gegen Frauen, sexuelle Übergriffe, Vergewaltigung und Feminizid noch immer an der Tagesordnung, und das an jedem Ort dieser Welt.

Der Kampf gegen das patriarchale System geht weiter, er umfasst dabei nicht nur den Kampf gegen die Vorherrschaft von Männern, sondern ist auch ein Kampf gegen jegliche Unterdrückung, Ausbeutung, Umweltzerstörung und totale Entfremdung des Menschen gegenüber eines gesellschaftlichen Zusammenlebens und seiner Umwelt. Wir müssen wieder selbst die Verantwortung für unsere Gesellschaft übernehmen und die Möglichkeit ergreifen diese selbst zu gestalten. Dies wird nicht von Politik und Unternehmen geleistet, sondern kann nur durch unser eigenes Handeln geschehen.“

Frauenkämpfe in Rojava

„Eine neue Form der gesellschaftlichen Gestaltungskraft und demokratischen Gesellschaft wurde in Rojava, in der demokratischen Föderation Nordsyrien aufgebaut. Diese wurde in den letzten Jahren in brutaler Weise vom IS und anderen islamistischen Banden angegriffen, konnte sich jedoch aufgrund großer Opferbereitschaft und eines starken Willens zu einem freien Leben erfolgreich verteidigen. Nun findet seit dem 20. Januar 2018 ein brutaler Angriffskrieg des türkischen Militärs gegen diese demokratischen Strukturen in der Region Afrin statt. Insbesondere Frauen haben dort die Arbeit für eine freie Gesellschaft vorangetrieben. So wurden Frauenräte, -kooperativen, -akademien und Selbstverteidigungsstrukturen gebildet. Gerade dort zeigen Frauen, dass sie sich nicht zu Opfern machen lassen, und leisten Widerstand gegen diesen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Besonders der türkischen AKP Regierung ist eine demokratische und geschlechterbefreite Gesellschaft ein Dorn im Auge. Der türkische Staat versucht jegliche Kritik und Widerstand zu unterdrücken und wendet Terror und Repression gegen die eigene Bevölkerung an.“

Feministischer Kampf in Deutschland

„Auch hier in Deutschland werden feministische Kämpfe geführt. Sei es gegen den alltäglichen Sexismus, sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen, welche aktuell durch die #metoo Kampagne zum gesellschaftlichen Thema gemacht und in die öffentliche Diskussion gebracht wurden. Oder der Kampf um die Selbstbestimmung des eigenen Körpers und die Streichung des  § 218 StGb, welcher noch immer Schwangerschaftsabbruch unter Strafe stellt. Zuletzt wurde eine Frauenärztin zu 6000€ Strafe verurteilt, weil sie auf ihrer Homepage Informationen bereitstellte, um über Schwangerschaftsabbruch aufzuklären. ‚Der Gesetzgeber möchte nicht, dass über den Schwangerschaftsabbruch in der Öffentlichkeit diskutiert wird, als sei es eine normale Sache‘, so die vorsitzende Richterin.

Ebenfalls werden Arbeitskämpfe von Frauen geführt, wie beispielhaft in Pflegeberufen und bei Erzieher*innen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, höhere Löhne zu erzielen und vor allem mehr gesellschaftliche Anerkennung zu bekommen. Gerade in Berufen in denen mehrheitlich Frauen tätig sind, sind die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen schlechter, als in anderen Berufsgruppen.

Immer wieder jedoch werden feministische Kämpfe instrumentalisiert, wie unter anderem durch die rechte Partei AFD. In ihrer rassistischen Hetze gegen „Islamisierung“ und „Überfremdung“ spielen sich die deutschen Männer zu Rettern „ihrer“ Frauen auf, um vom eigentlichen braunen Mief abzulenken.

Wir lassen uns jedoch nicht vor irgendeinen rassistischen Karren spannen! Unser Frauenbefreiungskampf bleibt bunt und vielfältig und selbstbestimmt!

 

Trotz der offensichtlichen Unfähigkeit ein lebenswertes Leben zu gewährleisten, versucht das Patriarchat seine Vorherrschaft weiter zu erhalten. Resultat sind Kriege, Vertreibung, Unterdrückung, Hungersnöte und drastische Umweltzerstörung.

Frauen weltweit akzeptieren nicht, dass das Patriarchat ihre Welt zugrunde richtet, wollen sich nicht weiter von machtgierigen Despoten und habsüchtigen Dilettanten fremd bestimmen lassen. Auch durch den Widerstand unserer mutigen Freundinnen in Rojava haben wir erkannt, dass wir patriarchale Herrschaft nicht hinnehmen müssen und unser Schicksal selbst in die Hand nehmen können. Auch wir haben die Kraft und den Mut, eine freie Gesellschaft aufzubauen. Wir wollen alle Grenzen überwinden, kämpfen nicht nur für Frauenrechte, sondern für einen gesellschaftlichen Wandel, für Vielfalt und Partizipation, für Selbstbestimmung und Selbstwerdung!

Deshalb sagen wir:

•             Frauen schließt euch solidarisch zusammen, geht raus auf die Straße zum 08. März und macht fortan jeden Tag zu einem Frauenkampftag

•             Frauen schließt euch solidarisch zusammen, gegen jede Form der patriarchalen Unterdrückung

•             Frauen schließt euch solidarisch zusammen, gegen sexuelle Übergriffe, Vergewaltigungen und Feminizid

•             Frauen schließt euch zusammen und verteidigt die Frauenrevolution in Afrin mit aller Kraft! #WomenRiseUpForAfrin

•             Frauen schließt euch solidarisch zusammen, für eine geschlechterbefreite, ökologische, solidarische und demokratische Gesellschaft“