Eine 27 Jahre alte Frau ist im Auffang- und Internierungslager Hol bei einem Messerangriff schwer verletzt worden. Wie die Camp-Verwaltung mitteilte, sei die Binnenvertriebene aus Aleppo am Samstag in einem Abschnitt für syrische Vertriebene von einer Gruppe maskierter Personen attackiert und mit fünf Messerstichen lebensgefährlich worden. Aus dem Krankenhaus in Hesekê, wohin die Frau gebracht wurde, hieß es, ihr Zustand sei kritisch.
Der oder die Täter sind noch flüchtig. Sicherheitskräfte vermuten Schläferzellen der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) beziehungsweise die Hisba, einer Art IS-Frauenpolizei, hinter dem Angriff. Die Dschihadistinnen der Hisba-Truppe sind bekannt für Morde an Menschen, die sich nicht an die Verhaltensnormen des IS halten.
2022 wurden in dem Lager Hol, in dem über 55.000 Personen aus über fünfzig verschiedenen Ländern untergebracht sind, mindestens 44 Menschen von den dortigen IS-Strukturen ermordet. Im November hatte man die enthaupteten Leichen zweier ägyptischer Mädchen gefunden. Sie sollen elf und 13 Jahre alt gewesen sein. Die Körper lagen im Abwassersystem. 2021 gab es sogar 127 Mordfälle in Hol.
Über 25.000 Internierte sind minderjährig
Hol gilt als Brutstätte des IS. Unter den zehntausenden Bewohnenden befinden sich auch zahlreiche IS-Familien, die nach der Einnahme der letzten IS-Bastion Baghuz Anfang 2019 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) aufgegriffen wurden. Über 25.000 der Internierten sind Minderjährige, denen die IS-Doktrin beigebracht wird. Dadurch entsteht die Gefahr, dass eine neue Generation von Terroristen geschaffen wird. Die IS-Frauen haben eigene Strukturen aufgebaut und begehen immer wieder Gräueltaten an Personen, die sich vom IS trennen wollen oder nicht nach den Maßstäben der Terrororganisation leben. Diese Situation hängt vor allem mit der fehlenden Bereitschaft zu internationaler Unterstützung für die Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens und Rücknahme der Insass:innen ab. Die wenigsten Staaten sind bereit, ihre in Camp Hol festgehaltenen Bürgerinnen und Bürger zurückzunehmen.