Im kurdischen Verlag Weşanên Meyman ist die türkische Übersetzung der Biografie von Uta Schneiderbanger erschienen. Die 1961 in Mülheim an der Ruhr geborene Internationalistin, die sich bei der kurdischen Befreiungsbewegung Nûdem nannte, starb am 31. Mai 2005 bei einem tödlichen Autounfall in der Nähe der südkurdischen Kleinstadt Qeladizê. Bei dem Unglück verlor auch die türkische Soziologin Ekin Ceren Doğruak (Amara) ihr Leben. Die beiden Frauen befanden sich auf dem Rückweg von der III. Generalversammlung des Volkskongresses Kurdistans (Kongra Gel) nach Europa, als der Fahrer in dem steilen Berggelände die Kontrolle über den Wagen verlor.
„Mit Kampf und Liebe für eine neue Zeit – Nûdem“ zeichnet das Leben einer bemerkenswerten, mutigen und vielseitigen Frau nach: gelernte Heilpraktikerin, Arbeitertochter aus dem Ruhrgebiet, Lesbe, Internationalistin, Aktivistin der Frauenbefreiungspartei Kurdistans (PAJK), Mitglied im Leitungsrat von Kongra Gel. Im Original erschien das Buch, in dem sehr unterschiedliche Freundinnen und Freunde, Weggefährt:innen und Familienangehörige Schneiderbangers zu Wort kommen, im Jahr 2010 im mittlerweile verbotenen Mezopotamien-Verlag. PKK-Gründungsmitglied Murat Karayılan erklärt, was es bedeutete, dass die Deutsche als eines von sieben Mitgliedern in die Gerechtigkeitskommission, die Judikative des Kongra Gel, gewählt worden war: „Das allein zeigt, wie sehr ihrer gerechten und freiheitlichen Haltung, ihrer Prinzipientreue und ihrem kämpferischen Geist vertraut wurde.“
Den Namen Nûdem, kurdisch für „neue Zeit“, wählte sich Uta Schneiderbanger als Nom de Guerre. „Wir haben nach Lösungswegen für eine neue Zeit gesucht. Nach einem kollektiven und menschlichen Leben!“ schrieb sie in ihren Aufzeichnungen. Diese Suche reichte von der Befreiungstheologie über die Häuserkämpfe, antiimperialistischen und antifaschistischen Widerstand, von der autonomen Frauen- und Lesbenorganisierung bis hin zum praktischen Internationalismus. Uta Schneiderbanger richtete sich kein bequemes Leben ein, sondern schaute hinter die Fassaden, verfolgte - trotz aller Schwierigkeiten - konsequent ihre Ziele. Zu ihrem vielfältigen Leben gehörten Politik und Frauenorganisierung ebenso wie ihre Liebe zu Menschen und der Natur, ihre Leidenschaft für Musik, Kultur und Naturheilkunde, genauso wie ihre Reisen in die Türkei und nach Kurdistan.
Uta Schneiderbanger war eine Frau, die mit ihrer Solidarität, mit ihrem Kampf und ihrer Liebe die Welt ein Stück verändert hat. Die „Freundinnen von Uta“, die das Werk vor elf Jahren herausgaben, wollten, dass es zum Erinnern, Nachdenken, Diskutieren, zum Weiterschreiben und Weiterkämpfen anregt. Es sollte sowohl ein Stück von über 20 Jahren kontroverser feministischer, antiimperialistischer und internationalistischer Geschichte in der BRD als auch das Leben einer besonderen Frau, die Teil dieser Kämpfe war, allen interessierten Leser:innen näher bringen. Dem schließt sich nun das Herausgeber:innenkollektiv an, dass die türkischsprachige Biografie von Uta Schneiderbanger auf den Weg brachte. Zwei enge Weggefährtinnen der Internationalistin haben das Buch übersetzt und reflektieren in einem Vorwort, der sich eher wie ein liebevoller Brief an Schneiderbanger liest, die Errungenschaften der kurdischen Frauenbewegung in den vergangenen fünfzehn Jahren.