Berlin: Gedenken an Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez

In Berlin ist Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez gedacht worden. Die drei Kurdinnen wurden 2013 von einem Attentäter des türkischen Geheimdienstes in Paris regelrecht hingerichtet. Doch Gerechtigkeit herrscht bis heute nicht.

Parallel zur Großdemonstration in Paris sind in Berlin zahlreiche Menschen zusammengekommen, um Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez zu gedenken. Die drei kurdischen Revolutionärinnen waren am 9. Januar 2013 im Kurdistan-Informationszentrum in Paris von einem Attentäter des türkischen Geheimdienstes mit Kopfschüssen hingerichtet worden. Bis heute ist niemand für die Tat bestraft worden.

„Finsternis in Paris – Wo ist die Gerechtigkeit?“ lautete die vom Frauenrat Dest-Dan organisierte Demonstration am Samstag in Anspielung auf die bis heute verweigerte Aufklärung der Morde an Sakine Cansız und ihren Mitstreiterinnen. Dazu versammelten sich nicht nur Kurdinnen und Kurden sowie solidarische Menschen aus Berlin am Hermannplatz. Unter den Teilnehmenden waren auch Protestierende, die aus anderen Städten im ostdeutschen Raum angereist waren. Viele von ihnen trugen Transparente und Fahnen mit Bildern der Getöteten.

In einer Erklärung von Dest-Dan hieß es: „Elf Jahre nach dem vom MIT begangenen Mord an Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez am 9. Januar 2013 gehen wir ein weiteres Mal auf die Straße, damit die Täter benannt werden. Bis heute wurde verhindert, dass der türkische Staat für das politische Attentat angeklagt und verurteilt wird. Weil der französische Staat das Verfahren als Staatsgeheimnis behandelt und die Aufklärung blockiert, wurde der Boden für einen zweiten Anschlag auf eine kurdische Einrichtung in Paris am 23. Dezember 2022 bereitet. Als Kurdinnen werden wir unsere Revolution gemeinsam mit Frauen auf der ganzen Welt fortsetzen.“

Auch in verschiedenen Redebeiträgen wurde auf das Ausbleiben von Gerechtigkeit für Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez hingewiesen. Nurê Alkış, Sprecherin des Dachverbands der ezidischen Frauenräte (SMJÊ), forderte die Regierung Frankreichs mit unmissverständlichen Worten auf, die Ermittlungen nicht länger zu blockieren und das Staatsgeheimnis in dem Fall aufzuheben. Der Berliner Abgeordnete Ferat Koçak (Die Linke) schloss sich den Worten Alkışs an. Er sprach im Zusammenhang mit den Pariser Morden von einem faschistischen Anschlag des türkischen Staates und einem „hasserfüllten Akt der Gewalt“. Die Ermordeten würdigte Koçak als tapfere Aktivistinnen und sagte: „Lasst uns ihre Namen nicht vergessen und ihre Geschichten in unseren Kämpfen weitertragen.“

Die Demonstrierenden erinnerten auch an das „zweite Massaker von Paris“, das am 23. Dezember 2022 verübt worden war und ebenfalls drei kurdischen Menschen das Leben kostete: Evîn Goyî (Emine Kara), Mîr Perwer (Mehmet Şirin Aydın) und Abdurrahman Kızıl. Die Tat geht nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft auf das Konto eines inzwischen 70 Jahre alten Franzosen, der sich selbst pathologischen Hass auf nichteuropäische Menschen bescheinigt hat. Ihm wird Mord aus rassistischen Motiven vorgeworfen. Der Demokratische Kurdische Rat in Frankreich (CDK-F) hat dagegen den Verdacht geäußert, die Tat sei politisch motiviert, und fordert eine Einstufung als terroristischen Anschlag.