Berlin: Gedenkdemonstration für die Opfer von 1915

Anlässlich des 106. Jahrestags des Genozids an den Armeniern im Osmanischen Reich findet zum Völkermordgedenktag am 24. April eine Großdemonstration in Berlin statt.

Aghet, Katastrophe, oder Mec Eghern, das große Verbrechen, nennt die armenische Bevölkerung den Völkermord von 1915, den die Türkei bis heute nicht eingesteht und in ihrer Geschichtsschreibung zynisch als „kriegsbedingte Sicherheitsmaßnahme“ zu relativieren versucht. Der Völkermord an den Armeniern und anderer christlicher Völker sowie Eziden im Osmanischen Reich ist der erste systematische Genozid des 20. Jahrhunderts. Ein Verbrechen von ungeheuerlichen Dimensionen, dem etwa 1,5 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Den Auftakt des Genozids bildete am 24. April 1915 die Verhaftung der armenischen Elite in der osmanischen Hauptstadt Konstantinopel (Istanbul). Daher fällt der Tag des Gedenkens an die Opfer von 1915 immer auf einen 24. April eines Jahres. In Armenien und der Republik Arzach (Bergkarabach) markiert dieses Datum einen nationalen Trauertag.

Die armenische Diaspora begeht den 24. April ebenfalls als Gedenktag. In Deutschland finden häufig große Demonstrationen statt, etwa in Berlin. Auch in diesem Jahr wird es die Gedenkveranstaltung wieder geben. Organisiert wird die Demonstration von Hay Stab Germany und European Ways e.V. In einem Aufruf heißt es:

Deutsche Politik unterstützt türkische Genozidleugner

„Der 24. April steht für den weltweiten Gedenktag an die Opfer des Genozids an den Armenier*innen, Assyrer*innen, Griech*innen, Aramäer*innen, Ezid*innen und anderen Völkern Kleinasiens. Für die Armenier*innen trägt auch das Jahr 2021 eine besondere Bedeutung inne, weil sie auch heute wieder gegen den Panturkismus und um ihre Existenz kämpfen müssen.

Deutschland hat seine Mitverantwortung am Genozid als enger Verbündeter des Osmanischen Reiches zwar noch im Jahre 2016 anerkannt, doch werden Genozidleugnung und Antidemokratie in der Türkei und Aserbaidschan von den heimischen Politikern unterstützt. So schafften es korrumpierte Politiker*innen und Lobbyist*innen das Image der autoritären Regime aus Ankara und Baku anzuheben und Waffen im großen Umfang an Erdogan und Aliyev zu liefern. An den Händen dieser gekauften politischen Akteure klebt somit viel Blut. Das muss ein Ende haben! Unsere Demokratie darf von autoritären Machthabern, gleich aus welchem Land, nicht instrumentalisiert und erniedrigt werden - wie es sinnbildlich Frau von der Leyen und die ganze EU bei ihrem Besuch in Ankara Anfang April 2021 erleben mussten.

Bundesregierung soll transparentes Lobbyregister schaffen

Unsere Vorfahren haben hunderte Jahre lang diese Demokratie erkämpft. Die korrumpierten Politiker*innen/Lobbyist*innen ruinieren die Demokratie nicht nur in Deutschland und Europa, sondern hindern die demokratischen Entwicklungen in autoritär regierten Ländern. Deswegen verfolgt unsere Demonstration in diesem Jahr nicht nur das Ziel an die Opfer des Genozides zu gedenken und die Türkei erneut dazu aufzufordern, diesen anzuerkennen und somit den Weg für eine Aufarbeitung und Versöhnung zu ebnen - wie es Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg anstellte. Auch fordern wir die Bundesrepublik dazu auf, ein transparentes Lobbyregister zu schaffen, Druck auf die Türkei und Aserbaidschan aufzubauen - damit diese die Kriegsgefangenen, Oppositionellen und Journalist*innen freilassen - sowie jegliche, weltweite Waffenlieferungen, insbesondere an autoritäre Regime, umgehend zu stoppen!

„Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort bedroht die Gerechtigkeit an jedem anderen“

Nur wenn weltweit Demokratie herrscht und Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkannt werden, nur dann können weitere Verbrechen verhindert werden. Wenn wir Demokratie weltweit nicht fördern, dann verlieren wir sie auch hier zu Lande.“ Der Aufruf endet mit einem Zitat von Marthin Luther King: „Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort bedroht die Gerechtigkeit an jedem anderen.“

Demonstration zieht an türkischer Botschaft vorbei

Die Demonstration in Berlin findet statt am 24. April in der Zeit von 13 bis 18 Uhr, Treffpunkt ist die CDU-Zentrale auf der Klingelhöferstraße in Tiergarten. Der Marsch führt an der türkischen Botschaft vorbei, Zielort ist das Brandenburger Tor. Teilnehmende werden gebeten, auf die Maskenpflicht und Abstandsregeln zu achten.