24. April - Gedenktag an den Genozid an den Armeniern

Der 24. April markiert den Beginn des Völkermords an den Armeniern - dem ersten systematischen Genozid des 20. Jahrhunderts. Die Türkei verweigert bis heute die Anerkennung der Verfolgung der Armenier als Genozid.

Der Völkermord an den Armeniern ist der erste systematische Genozid des 20. Jahrhunderts. Ein Verbrechen von ungeheuerlichen Dimensionen - befohlen von der Regierung des Osmanischen Reiches. Den Auftakt bildete am 24. April 1915 die Verhaftung der armenischen Hauptstadt-Elite in Konstantinopel (Istanbul): 200 Abgeordnete, Journalisten, Lehrer, Ärzte, Apotheker, Kaufleute und Bankiers wurden mitten in der Nacht verhaftet und in Internierungslager bei Ankara deportiert. Als Vorwand diente der jungtürkischen Regierung angebliche Sympathien der Elite mit dem russischen Weltkriegsgegner. Zuvor musste das osmanische Heer eine schwere Niederlage gegen die russischen Truppen an der Kaukasusfront erleiden. Kriegsminister Enver Pascha hatte seine leicht bekleideten Soldaten in eine Schlacht im Schnee geschickt und 100.000 Mann verloren. Nun musste eine Art Dolchstoßlegende als Vorwand für einen Völkermord her. Auch in anderen Städten wurden angesehene Persönlichkeiten aus der armenischen Gesellschaft ins Gefängnis geworfen, gefoltert und zur Abschreckung öffentlich hingerichtet. Doch das war nur der Beginn.

Zwischen 1915 und 1916 wurde in weiten Teilen des Osmanischen Reichs die armenische Bevölkerung systematisch entrechtet, beraubt, vertrieben und deportiert. Durch Gewalt von Seiten der Gendarmerie, des Militärs und von teils kurdischen, teils turkmenischen Hamidiye-Milizen, durch Massenmord infolge von Todesmärschen, durch systematische Überfälle sowie durch fehlende Lebensgrundlagen an Deportationsorten in der syrischen Wüste Deir ez-Zor starben Hunderttausende. Die Schätzungen der Opferzahlen reichen von mindestens 800.000 bis zu 1,5 Millionen. Doch bereits am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die armenische Bevölkerung Pogromen und Übergriffen ausgesetzt, bei denen bis zu 200.000 Menschen ermordet wurden. Die Armenier waren die am schlimmsten betroffene Opfergruppe. Doch auch die aramäischen und assyrischen Christen sowie Angehörige der griechischen Minderheit wurden verfolgt. Mitwisser und teils auch Mittäter waren, wie man in den 2005 veröffentlichten Akten des Auswärtigen Amtes nachlesen kann, auch deutsche Offiziere. Das Kaiserreich und die Osmanen waren Verbündete. Warnungen, auch von deutschen Diplomaten in Istanbul, schlug Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg in den Wind: „Unser einziges Ziel ist es, die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig ob darüber Armenier zugrunde gehen oder nicht.“

Die Türkei verweigert bis heute die Anerkennung der Verfolgung der Armenier als Genozid. Auch Israel hat den Völkermord an den Armeniern noch immer nicht anerkannt. Zahlreiche Staaten und auch internationale Organisationen hingegen stuften den Genozid als solchen ein. Als erstes großes europäisches Land tat dies Frankreich im Jahr 2001. Der deutsche Bundestag folgte diesem Beispiel erst fünfzehn Jahre später.

Innerhalb der kurdischen Befreiungsbewegung und der kurdischen Gesellschaft gibt es seit Jahren eine kritische Debatte, die die Beteiligung der Kurden an den Massakern thematisiert. Viele führende kurdische Persönlichkeiten setzen sich für eine Versöhnung zwischen beiden Völkern ein und fordern den türkischen Staat immer wieder auf, sich endlich für diesen Völkermord zu entschuldigen.