Arîn Mîrkan Cizîr: Sich kämpfend ins Leben stürzen

Arîn Mîrkan Cizîr ist 2014 während des IS-Angriffs auf Kobanê aus Nordkurdistan über die Grenze nach Rojava gegangen und hat sich den YPJ angeschlossen. Wie bei der damaligen Mobilmachung muss auch heute die Revolution verteidigt werden.

Weltweit kämpfen Frauen gegen das patriarchale Herrschaftssystem und fordern ihre Rechte ein. Der Kampf von Rosa Luxemburg und Clara Zetkin ist von der kurdischen Frauenbewegung als Erbe übernommen und von Frauen wie Sakine Cansiz fortgesetzt worden. Ein Zentrum des Frauenkampfes ist Rojava. Beim Sieg über den IS haben Frauen eine führende Rolle gespielt. Kobanê war einer der Orte, in dem der Krieg besonders intensiv war. Als der IS die Stadt belagerte und Erdogan sagte: „Kobanê ist gefallen oder wird fallen“, war es die selbstlose Haltung von Frauen wie Arîn Mîrkan, die das Ruder herumriss und den Widerstand erfolgreich machte. Die Pläne des türkischen Staates gingen nicht auf.

Auch die Menschen aus Nordkurdistan schlossen sich 2014 dem Widerstand an. Hunderte gingen über die Grenze, um Kobanê und die Revolution von Rojava zu verteidigen. Eine von ihnen ist die YPJ-Kämpferin Arîn Mîrkan Cizîr. Diesen Namen hat sie sich selbst gegeben, weil sie Arîn Mîrkan kannte und von ihr beeindruckt war.

Wir konnten nicht einfach nur zusehen“

Die YPJ-Kämpferin erzählt von der damaligen Situation: „Die Revolution von Rojava hat 2011 begonnen und zu vielen Errungenschaften geführt. Für uns war es ein großer Vorteil, denn diese Revolution hat auf der ganzen Welt ein Echo hervorgerufen. Es war ein wichtiger Schritt für uns. Jeder Schritt zur Freiheit hat einen besonderen Wert. In Rojava ist eine ganz neue Situation entstanden. Als 2014 die Mobilmachung ausgerufen wurde, sind die Menschen in allen vier Teilen Kurdistans und auf der ganzen Welt aufgestanden. Auch ich war ständig bei Demonstrationen und an der Grenze. Dann habe ich gemerkt, dass das nicht reicht und ich nicht einfach weiter als Zuschauerin dabei sein kann. Ich bin über die Grenze gegangen und habe mich den YPJ angeschlossen. Ich konnte meine Augen nicht davor verschließen, dass unser Land besetzt und seine Menschen getötet werden. Daher musste ich mir ein großes Ziel setzen und mich an der Revolution beteiligen. Es ging nicht darum, die Gegend und die Menschen kennenzulernen. Die Menschen wurden getötet, es war ein massiver Angriff, ein Völkermord. Darauf nicht zu antworten, wäre nicht ethisch gewesen. Es war ein Kampf um Würde, der Einsatz erforderte. Für dieses Volk musste alles getan werden. Angesichts der brutalen Angriffe haben wir unser Versprechen täglich erneuert. Ich wurde stärker und stürzte mich mit großer Moral und Motivation ins Leben, indem ich kämpfte.“

Die Jugend Kurdistans muss aufbegehren“

Zu der von der KCK ausgerufenen Offensive „Zeit für Freiheit“ (kurd. Dem Dema Azadiyê ye) sagt Arîn Mîrkan Cizîr: „Es ist eine wichtige und wertvolle Offensive. Auch heute gehen die feindliche Angriffe auf Rojava, Başûr, Bakur und Rojhilat weiter. Mit der Offensive sollen diese Angriffe in allen vier Teilen Kurdistans gestoppt werden. Es ist eine Offensive der Einheit und Gemeinsamkeit. Ich appelliere an alle Jugendlichen, vor allem die Jugendlichen Kurdistans, sich an der Offensive zu beteiligen. Der Völkermord und die schmutzige Politik des Feindes müssen gestoppt werden. Die türkische Besatzerarmee und ihre Anhänger greifen täglich unser Volk an. Die Kerker sind voll mit politischen Gefangenen. Darf ein Mensch getötet werden, weil er ein kurdisches Lied hört? Wie kann es sein, dass ein Mensch jahrelang ins Gefängnis kommt, weil er einen kurdischen Beitrag gepostet hat? Und was soll man zu der Vergewaltigungspolitik sagen, mit der der Willen von Frauen gebrochen werden soll? Aus diesen Gründen müssen vor allem die kurdischen Jugendlichen aufbegehren. Sie dürfen das nicht einfach hinnehmen. Seit Beginn der Offensive haben sich die Angriffe des Feindes verschärft, weil diese Initiative auf der ganzen Welt unterstützt wird. Unser Volk und alle unterdrückten Völker dürfen sich dem Feind nicht beugen. Unserem Volk fällt dabei eine große Aufgabe zu. Es ist ein rebellisches Volk. In allen vier Teil Kurdistans haben legendäre Widerstandsphasen stattgefunden. Jetzt ist die Zeit gekommen, mit diesem Widerstand die Geschichte zu prägen. Es ist die Zeit, die Gladiatoren komplett auszuschalten und die unterdrückten Völker zu befreien.

Von Rêber Apo stammt das Zitat: ,Wir haben jung angefangen und werden jung aufhören.' Den Jugendlichen fällt eine besondere Aufgabe zu. So wie sich 2014 bei der Mobilmachung viele Menschen dem Kampf angeschlossen haben, muss es auch heute sein. Die beste Möglichkeit, um der schmutzigen und kolonialistischen Politik des Feindes etwas entgegenzusetzen, ist die Beteiligung an der Revolution. Als YPJ-Kämpferinnen sind wir bereit, die uns zufallende Aufgabe zu erfüllen. Wir erneuern unser Versprechen, unsere Gefallenen und unser Volk zu rächen.“