Antipatriarchaler Streik in Basel stellt sich gegen Krieg in Kurdistan
Mit vielen verschiedenen Aktionsformen sind in der Schweiz tausende Frauen auf die Straße gegangen, um gegen das patriarchale Ausbeutungssystem zu streiken.
Mit vielen verschiedenen Aktionsformen sind in der Schweiz tausende Frauen auf die Straße gegangen, um gegen das patriarchale Ausbeutungssystem zu streiken.
In der Schweiz gingen am Montag wieder tausende Frauen, inter, nonbinäre, Trans- und A-gender-Personen auf die Straße, um mit vielen verschiedenen Aktionsformen gegen das patriarchale Ausbeutungssystem zu streiken. Am Abend machten sich 5.000 Feministinnen auf den Weg, um durch die Baseler Innenstadt zu demonstrieren. Unter ihnen befanden sich auch kurdische Frauen, die sich im antikapitalistischen und antipatriarchalen Block gegen Krieg und Zerstörung in Kurdistan stark machten und auf die aktuellen Angriffe in Südkurdistan durch den türkischen Aggressor Erdoğan aufmerksam zu machten. Zeitgleich zu der Pressekonferenz der internationalistischen Friedensinitiative „Defend Kurdistan – gegen die türkische Besatzung!“, welche im militärisch abgeriegelten Hotel in Hewlêr (Erbil) in Südkurdistan abgehalten werden musste, wurde auch in Basel eine Presseerklärung mit acht Delegationsteilnehmer:innen aus der Schweiz abgegeben, die bereits am Flughafen Düsseldorf bei der Ausreise gehindert wurden oder im Flughafen Erbil im Transitbereich festgehalten und von dort wieder zurück geflogen wurden, ohne sich an der Friedensdelegation beteiligen zu können. In der Presserklärung verkündeten die abgewiesenen Teilehmer:innen die Absurdität, dass die aus der Schweiz stammenden Personen in Düsseldorf von den deutschen Behörden mit der Begründung, ihre Ausreise gefährde die deutsch-türkischen Beziehungen, an ihrer Teilnahme an der Freidensdelegation gehindert wurden.
Auf der Demonstration wurde der folgende Redebeitrag verlesen, bevor alle Teilnehmer:innen gemeinsam zum Lied „Keҫa kurdan“ dilan tanzten.
„Wenn Frau will, steht alles still“: Wir streiken gemeinsam gegen Krieg und Zerstörung in Kurdistan!
Vor 30 Jahren gingen die Frauen in der Schweiz am 14. Juni 1991 das erste Mal geschlossen gegen Ungleichheit, Patriarchat und Zerstörung auf die Straße. Unter dem Motto: „Wenn Frau will, steht alles still“ bestreikten sie öffentlich Fabriken, Lohnarbeit und Hausarbeit um zu zeigen, dass der Verfassungsartikel von 1981 weder zu Lohngleichheit noch zur Gleichstellung der Geschlechter geführt hatte. Dies zeigt uns, dass wir uns nicht mit Forderungen an den Staat begnügen können, denn staatliche Strukturen sind von innen heraus patriarchal geformt und ihr Machterhalt beruht auf Ausbeutung, Zerstörung und Besatzung. Im heutigen kapitalistischen System zeigt sich immer deutlicher, wie stark sich diese sexistische Mentalität vor allem gegen uns Frauen richtet.
Wir spüren die direkten Folgen von Krieg, Zerstörung und Macht nicht nur an unserem Arbeitsplatz, oder auf unseren Körper, sondern vor allem auch auf unsere Umwelt und die Natur weltweit ... Als kurdische Frauen in der Schweiz haben wir heute mehr als einen Grund zu streiken. Es sind die Folgen von jahrelanger Zerstörung, Ausbeutung und Vertreibung, die nicht zu lassen, dass wir unsere kurdische Erde gegen die fortlaufenden Angriffe des Türkischen Staates und der NATO direkt vor Ort verteidigen, deswegen streiken wir heute hier mit euch allen gemeinsam.
Was wir hier verteidigen und wofür wir heute streiken, ist ein Paradigma, in dem ein basisdemokratisches ökologisches, und geschlechterbefreites Zusammenleben ermöglicht wird. Es ist dies die Zukunft, die wir an unsere Schwestern und Kinder weiter geben möchten. Wir stehen für ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung. Das Gegenteil ist momentan der Fall; wir stehen vor Tod, Zerstörung und Versklavung. In unserer Heimat findet ein enormer Krieg mit dem Ziel der Zerstörung der kurdischen Erde statt.
Das politische Chaos im Mittleren Osten bieten verschiedenen regionalen und globalen Mächten die Möglichkeit, in der gesamten Region zu intervenieren und eine Politik zu betreiben, die sich auf Machtkämpfe stützt. Der türkische Staat ist einer der aktivsten Akteure vor Ort, er versucht, seine Reichweite im gesamten Mittleren Osten und darüber hinaus auszudehnen und spielt die Hauptrolle von Tod und Zerstörung. Erdoğans Bestrebungen sind nicht grundlose militärische Aggressionen in der Region, sondern die Besatzung und Zerstörung ganzer Gebiete, um sich in einem historischen Moment einer Neuorientierung des Mittleren Osten als Osmanische Großmacht aufzuspielen.
All dies findet vor den Augen der internationalen Mächte statt und wird von ihnen toleriert und sogar gestärkt. Denn worum geht es ihnen hier hauptsächlich? Was wollen sie mit diesem Krieg unbedingt verhindern? Dass das Paradigma des demokratischen Konföderalismus weltweit Anklang findet und sich die Frauenrevolution auf die ganze Welt ausbreitet. Denn es handelt sich hierbei um ein Paradigma, welches es nicht nur aller in der Region lebenden Bevölkerungsgruppen ermöglicht, ein basisdemokratisches selbstbestimmtes Leben in Einklang mit der Natur aufzubauen, sondern es stellt für uns alle eine Alternative zu Patriarchat, Ausbeutung, Unterdrückung und Zerstörung dar.
Das ist aber auch der Grund, warum versucht wird, dieses Paradigma nicht zu einem Vorbild des Zusammenlebens für uns alle werden zu lassen, sondern es im Keim zu ersticken. Denn das Paradigma des demokratischen Konföderalismus ist nicht nur für Kurdistan oder für den Mittleren Osten ein Ausweg, sondern bietet für uns alle eine Alternative eines ökologischen, demokratischen und geschlechterbefreiten Zusammenlebens!
Das ist auch der Grund, warum wir als kurdische Frauen heute streiken und das Paradigma und die kurdische Erde gemeinsam hier und jetzt mit euch verteidigen! Für eine Leben in Freiheit ohne Krieg und Gewalt! Jin Jiyan Azadî!