In der nordkurdischen Stadt Şirnex (tr. Şırnak) ist eine Bündnisdemonstration zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen von der türkischen Polizei aufgelöst worden. Mindestens 21 Personen wurden in Gewahrsam genommen. Unter ihnen befinden sich neben Politikerinnen und Aktivistinnen der kurdischen Frauenbewegung auch mehrere Medienschaffende. Zuvor versuchten Beamte in Kampfmontur durch das Schubsen und Wegdrängen mit Polizeischildern, den Aufzug der Frauen zu verhindern.
Die Polizei begründete das Vorgehen mit einem vom örtlichen Gouverneursamt erteilten Versammlungsverbot, an das sich die Veranstalterinnen der Demonstration nicht gehalten hätten. Bei den Festgenommenen handelt es sich unter anderem um die abgesetzten Bürgermeisterinnen von Silopiya und Hezex, Adalet Fidan und Songül Erden, die Ko-Vorsitzende des HEDEP-Bezirksverbands in Hezex, Elfesya Nas, die TJA-Aktivistin Güler Tunç, die HDP-Lokalpolitikerinnen Evin Erden und Asuman Külter sowie die Ko-Vorsitzende des Kreisverbands der DBP in Cizîr, Zilan Yaman. Auch die Korrespondent:innen Zeynep Durgut, Ömer Akın (beide MA) und Rozerin Gültekin (JinNews) wurden abgeführt.
Aus Protest gegen die Unterbindung der Demonstration veranstaltete eine Gruppe einen Sitzstreik vor dem örtlichen Sitz der HDP. Unter den Teilnehmenden befand sich auch die kurdische Parlamentsabgeordnete Newroz Uysal Aslan. Sie verurteilte das gewaltsame Vorgehen der Polizei mit den Worten: „Selbst am Kampftag gegen Gewalt an Frauen lässt der Staat aus seiner patriarchalen Position heraus Gewalt an Frauen verüben. Wir werden nicht akzeptieren, dass die Stimme der Frauen zum Schweigen gebracht werden soll.“
Aslan wies zudem darauf hin, dass durch den Übergriff der Polizei die Ausrüstung der anwesenden Medienschaffenden, die das Demonstrationsgeschehen dokumentieren wollten, beschädigt worden sei. „Die Polizei beschlagnahmte auch einige Kameras. Damit will sie wichtige Pressearbeit verhindern“, betonte die Politikerin und forderte die umgehende Freilassung aller Festgenommenen. Das Sit-in endete anschließend mit der Parole „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit).