17-Jährige in Iran enthauptet

In Ahvaz ist eine 17-Jährige von ihrem Cousin enthauptet worden, mit dem sie vor fünf Jahren gegen ihren Willen verheiratet worden war. Kurz vor ihrem Tod flüchtete das Opfer noch in die Türkei, wurde jedoch aufgespürt und zurück in den Iran verschleppt.

In der südwestiranischen Provinz Chuzestan ist eine Siebzehnjährige von einem Mann enthauptet worden. Der brutale Femizid ereignete sich am Samstag in der Provinzhauptstadt Ahvaz. Bei dem Täter handelt es sich offenbar um Sajjad Heidari, den Cousin der Getöteten, mit dem sie zwangsverheiratet gewesen sein soll. Auf einem Video, das im Netz zirkuliert, ist zu sehen, dass der Mann den Kopf seines Opfers durch die Straßen von Ahvaz trägt und „Ich habe meine Ehre wiederhergestellt“ ruft. In der anderen Hand hält er ein großes Messer.

Bei der Toten handelt es sich um Mona Heidari, Angehörige der arabischen Minderheit der Ahwazis. Nach Angaben einer Frauenrechtsorganisation in Ahvaz wurde sie im Alter von zwölf Jahren in eine Kinderehe mit ihrem Cousin gezwungen und war bereits früh schwanger. Sie hinterlässt ein dreijähriges Kind.

Der Täter wurde noch am Samstag nur wenige Stunden nach dem Mord an Mona Heidari festgenommen. Auch ein Helfer – ein Bruder der Getöteten – befinden sich in Gewahrsam. Beide Männer sollen die Tat nach Polizeiangaben bereits gestanden haben und sollen demnächst einem Haftrichter vorgeführt werden. Frauenrechtlerinnen befürchten jedoch, dass sie schon bald wieder freikommen könnten.

Opfer in die Türkei geflüchtet

Früh- und Zwangsverheiratung ist eine Form der sexualisierten Gewalt und gilt als eine der schlimmsten und tödlichsten Formen geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Mädchen. In der „Ehe“ werden sie zudem Opfer häuslicher Gewalt und sind dabei noch unfähig, selbst für ihre Rechte einzutreten. Besonders dramatisch im Fall von Mona Heidari ist, dass ihr nach Jahren der Gewalt die Flucht aus der Zwangsehe gelungen war. Wie die kurdische Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) berichtet, konnte die Siebzehnjährige aus Iran flüchten und sich in die Türkei absetzen. Dort sei sie jedoch von ihrem „Ehemann“ und dem Vater aufgespürt und zurück nach Ahvaz verschleppt worden. Unmittelbar nach der erzwungenen Rückkehr wurde sie ermordet.

„Ehrenmorde“ werden nicht geahndet

Sogenannte „Ehrenmorde“ sind keine Seltenheit im Iran, besonders in ländlichen Gebieten mit patriarchalischen Strukturen. Urteile fallen häufig – wenn überhaupt – mild aus. Grundlage ist das islamische Strafrecht, das Mordfälle durch Vergeltung regelt. Dem Oberhaupt der Familie des oder der Getöteten wird Blutgeld angeboten: Nur wenn dieser es als „Blutsbesitzer“ ablehnt, wird der Mörder hingerichtet. Für einen innerfamiliären Mord allerdings liegt die Höchststrafe nach aktueller Gesetzgebung bei zehn Jahren.

Nach Angaben der Organisation für Frauenrechte in Ahvaz sind in den letzten zwei Jahren mindestens 60 Frauen und Mädchen Opfer von sogenannten „Ehrenmorden“ geworden, die Dunkelziffer dürfte jedoch weitaus höher liegen. Einige der Opfer waren jünger als fünfzehn, teilweise erst zehn Jahre alt. Keiner der Täter sei bisher vor Gericht gestellt worden, da die meisten Familien nicht einmal Anzeige erstattet hätten. Die medizinische Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte im Oktober 2020 einen Artikel, in dem es hieß, dass im Iran zwischen 2010 und 2014 mindestens 8.000 „Ehrenmorde“ begangen wurden.