Zweite Gruppe übernimmt Solidaritätswache in Berlin

Die Mahnwache in Solidarität mit den politischen Gefangenen in der Türkei am Alexanderplatz in Berlin wird fortgesetzt. Der zweiten Gruppe der Aktion gehören unter anderem Exilpolitiker und Kunstschaffende an.

Die Mahnwache in Solidarität mit den hungerstreikenden politischen Gefangenen in der Türkei auf dem Berliner Alexanderplatz ist am Montag von einer neuen Gruppe übernommen worden. Die Aktionsgruppe besteht aus Mitgliedern von KOMAW, einer europaweiten Institution der Angehörigen von Menschen, die im Befreiungskampf ums Leben gekommen sind oder vermisst werden, den migrantischen Dachverbänden AvEG-Kon und ATIF, der Kulturbewegung TEV-ÇAND und den kurdischen Jugendbewegungen TCŞ und TEKO-Jin. Auch die ehemalige HDP-Abgeordnete Nursel Aydoğan, der frühere Bürgermeister von Agirî, Hüseyin Yılmaz, und der Ex-Vorsitzende der DBP in Wêranşar (tr. Viranşehir), Hoşnaf Ata, sowie Repräsentant*innen von PYD und KKP beteiligen sich an der Aktion.

Die Mahnwache trägt das Motto „Isolation durchbrechen, Faschismus zerschlagen“ und soll als Akt der Solidarität und Verantwortung verstanden werden, erklärte der Ko-Vorsitzende des bundesweiten Dachverbands KON-MED, Tahir Köçer, zu Beginn der Aktion. Der am 27. November von inhaftierten PKK- und PAJK-Mitgliedern initiierte Protest für die Aufhebung der Isolation Abdullah Öcalans und der Rechtsverletzungen in den Gefängnissen hat sich rasend schnell zu einer Widerstandsbewegung entwickelt, an dem sich bisher tausende Gefangene in mehr als hundert Haftanstalten beteiligt haben.

Nursel Aydoğan wies in einer Ansprache darauf hin, dass das Regime die Zellen in den völlig überfüllten Gefängnissen in der Türkei in „Grabfelder“ verwandelt habe und das ganze Land einem einzigen „Friedhof“ gleiche. Die Politikerin erinnerte an das „Todesfasten“ in den Gefängnissen im Jahr 2012, das 68 Tage andauerte und den Weg für Verhandlungen zwischen der kurdischen Bewegung und der türkischen Regierung ebnete. An Ankara gewandt mahnte Aydoğan, „den Mut und die Entschlossenheit“ der politischen Gefangenen nicht zu unterschätzen. „Denn ihre Vergangenheit ist ein Indikator für die Zukunft“, so die Politikerin.

Als Vertreter von KOMAW beteiligt sich diese Woche auch Cumali Şaylemez, Vater der 2013 in Paris ermordeten kurdischen Jugendaktivistin Leyla Şaylemez, an der Solidaritätswache. Şaylemez richtete einen Gruß an die Gefangenen in der Türkei aus, die „mit erhobenem Haupt die Menschlichkeit und Demokratie” verteidigten. Die Dauermahnwache in Berlin war vergangene Woche vom kurdischen Europadachverband KCDK-E ausgerufen worden. Jede Woche wird die Aktion von einer anderen Gruppe übernommen.