Die Partei der Grünen Linken (YSP) hat ihren Wahlkampf in Istanbul mit einem Stand auf dem Fähranleger im asiatischen Stadtteil Kadiköy eingeleitet. An der Kundgebung nahm auch der HDP-Abgeordnete Musa Piroğlu teil. Die Grünen Linken, eine 2012 gegründete Partei, arbeiten schon lange mit der HDP zusammen und sind Teil des Bündnisses für Arbeit und Freiheit. Aufgrund des drohenden Verbots der HDP als größter Partei des Bündnisses tritt die YSP zu den Parlamentswahlen am 14. Mai in der Türkei an.
Die Kundgebung begann in fröhlicher Stimmung, es wurde getanzt. Dagegen intervenierte die Polizei, aber die Teilnehmenden ließen sich davon nicht beirren. Der Ko-Vorsitzende der YSP im Bezirk Kadıköy, Koray Türkay, rief dazu auf, den Ablauf der Wahlen an den Urnen zu beobachten.
Musa Piroğlu hielt eine Rede, in der er die Unterstützung der HDP für die YSP betonte und auf das drohende Verbot seiner Partei hinwies. Bereits etliche der Vorläuferparteien seien angegriffen und verboten worden, erklärte der HDP-Abgeordnete: „Sie dachten, dass sie durch die Schließung unserer Parteien, die Verhaftung unserer Abgeordneten und die Geiselnahme unserer Ko-Vorsitzenden den Fortschritt aufhalten und den ehrenhaften Kampf des Volkes verhindern würden. Sie dachten, dass der Kampf, auf den sich die HDP stützt, aus einer Tür und einem Schloss besteht. Jedes Mal haben wir die Barrikaden, die sie uns vor die Nase gesetzt haben, überwunden. Wenn sie glauben, sie könnten die HDP aufhalten und unseren Willen verhindern, werden sie bei dieser Wahl sehen, dass sie das nicht können. Wenn sie die HDP aufhalten, werden die Grünen Linken antreten. Sie konnten uns auch nicht mit Zwangsverwaltern aufhalten. Sie haben unsere Gebäude gestürmt, sie konnten uns nicht aufhalten. Sie haben unsere Türen verschlossen, sie konnten es nicht verhindern. Denn die HDP ist kein Gebäude und besteht nicht nur an der Wahlurne, die HDP ist der Kampf und der Wille des Volkes.“
Piroğlu betonte die Wichtigkeit der bevorstehenden Wahlen und erklärte: „Sie zwingen uns die Tyrannei auf, sie zwingen uns eine permanente Hölle auf. Wir gehen zu den Wahlen im Schatten des Erdbebens. Mehr als hunderttausend Menschen sind vor unseren Augen unter den Trümmern umgekommen. Die Verwundeten wurden dem Erfrierungstod überlassen. Und unsere Leichen warten immer noch unter den Trümmern. Sie haben versucht, Zelte, Blut und Lebensmittel mit Geld zu verkaufen, und jetzt denken sie, dass sie mit demselben Geld Häuser und Gebäude bauen und unser Leben kaufen können. Wir werden es ihnen an der Wahlurne zeigen. Sie haben uns eine Hölle auferlegt, wir werden sie auf dem Grund dieser Hölle in dieser Wahlurne begraben."
Die Wahlen seien die Gelegenheit, die Regierung für Korruption und Misswirtschaft zur Rechenschaft zu ziehen, so Piroğlu: „Wir müssen dafür sorgen, dass die Sultane von heute, die Mörder und die Diebe vor Gericht gestellt und bestraft werden. Und dafür müssen wir zusammenhalten. Wir wissen, dass der Palast fallen wird, die Herrschaft wird fallen und wir werden siegen."