Werden Corona-Tote in der Türkei verheimlicht?

Die staatlichen Stellen in der Türkei veröffentlichen jeden Tag ähnliche Zahlen zu Todesfällen durch die Viruserkrankung Covid-19. Das wahre Ausmaß der Pandemie und die Verantwortung der AKP/MHP-Regierung werden verschleiert.

Nach Angaben des türkischen Gesundheitsministers ist die Anzahl festgestellten Infektionsfälle in den letzten 24 Stunden auf 65.111 gestiegen, die Anzahl der Toten um 107 Fälle auf 1403.

Wer den offiziellen Angaben in der Türkei widerspricht oder das Vorgehen der Regierung kritisiert, wird festgenommen oder verliert seinen Arbeitsplatz. Zuletzt wurde ein Mitarbeiter der Halk Bank entlassen, weil er auf die fehlenden Präventionsmaßnahmen an seiner Arbeitsstelle aufmerksam gemacht hatte. Gegen Gefangene, die sich gegenüber Angehörigen zu ihrer Situation geäußert haben, wurden Disziplinarstrafen verhängt.

WHO-Sprecherin Dr. Margaret Harris hat auf einer Pressekonferenz in Genf über die weltweite Lage der Pandemie berichtet. Nach ihren Angaben hat sich die Ausbreitung des Virus in Ländern wie Italien und Spanien verlangsamt, in der Türkei und England hingegen beschleunigt.

Gefängnisse

In den Gefängnissen in der Türkei wird die Gefahr durch das Coronavirus immer größer. Das türkische Parlament hat am späten Montagabend das umstrittene neue Vollzugsgesetz verabschiedet. Die als „Corona-Amnestie“ bezeichnete Gesetzesänderung sieht die Freilassung von rund 90.000 der etwa 295.000 Gefangenen in der Türkei vor. Ein Teil von ihnen soll vorzeitig aus der Haft entlassen werden, ein anderer Teil unter Hausarrest gestellt werden. Bei zahlreichen Gefangenen wird die Haftstrafe halbiert. Die politischen Gefangenen, die nach den umstrittenen Antiterrorgesetzen der Türkei angeklagt oder verurteilt sind, schließt die von der Regierungskoalition AKP/MHP vorgelegte Gesetzesänderung allerdings explizit aus.

Solidaritätskampagne der HDP

Die HDP und die von ihr geführten Kommunalverwaltungen setzen ihre Arbeit im Zusammenhang mit der Pandemie trotz staatlicher Behinderung fort. Solidaritätsnetzwerke kümmern sich um die Versorgung mittelloser und hilfebedürftiger Personen. Zu diesem Zweck hat die HDP eine Kampagne für Familienpatenschaften gestartet, mit der in finanzielle Not geratene Menschen unterstützt werden. In Kurdistan sind viele Menschen im informellen Sektor beschäftigt und auf ihr tägliches Einkommen angewiesen.

Die Kreisverwaltung von Çêrmûg (Çınar) hat heute 10.000 Mundschutzmasken, Handschuhe und Handdesinfektionsmittel verteilt. Die Straßen und Behörden in der Kreisstadt werden täglich desinfiziert.