Weiterer kurdischer Musiker in der Türkei festgenommen

Der staatliche Repressionsapparat gegen die kurdische Kultur in der Türkei läuft weiter auf Hochtouren. Erneut ist ein Musiker unter dem Deckmantel der „Terrorbekämpfung“ festgenommen worden.

NÇM: Angriff auf kurdische Kultur

Der politische Vernichtungsfeldzug des türkischen Regimes gegen die kurdische Bevölkerung geht weiter. Erneut ist ein Musiker des Kulturzentrums Mesopotamien (Navenda Çanda Mezopotamyayê, NÇM) unter dem Deckmantel der „Terrorbekämpfung“ festgenommen worden. Wie der Vorstand der in Istanbul ansässigen Einrichtung mitteilte, wurde der Künstler Engin Cengiz am Donnerstag für eine Befragung von der Polizei aus seiner Wohnung abgeführt. Grund sei ein von der Oberstaatsanwaltschaft geführtes Ermittlungsverfahren wegen eines angeblichen Terrorverdachts. Worum es dabei konkret geht, sei unklar: Die Akte unterliege einer Geheimhaltungsklausel, zudem wurde eine 24-stündige Kontaktsperre Cengiz verhängt. Dadurch hat er keinen Zugang zu seinem Rechtsbeistand.

Das NÇM reagierte empört auf die Festnahme seines Mitglieds und bezeichnete den Vorgang als „Angriff auf die kurdische Kunst und Kultur“. Man werde nicht klein beigeben vor jenen, die Engagement zum Erhalt der Lebensweisen und Sprache einer Nation kriminalisieren und mit Repression überziehen. „Die kurdische Musik und Kunst kann nicht zum Schweigen gebracht werden“, so der Vorstand des NÇM.

Helim Arslan und Azad Bedran Kızılkar freigelassen

Schon seit Monaten fegt durch die Reihen der kurdischen Gesellschaft eine staatliche „Säuberungsaktion“; dutzende Menschen wurden als „Terroristen“ verhaftet, weil sie auf Kurdisch gesungen oder zu kurdischer Musik getanzt haben. Zuletzt waren Anfang der Woche zwei Musiker des NÇM in Amed (tr. Diyarbakır) festgenommen worden, ebenfalls auf Anordnung der Istanbuler Oberstaatsanwaltschaft. Diese ermittelt gegen Helim Arslan (Omerî) und Azad Bedran Kızılkar wegen vermeintlicher „Terrorpropaganda“. Beide Künstler wurden heute nach einer richterlichen Vernehmung im Justizpalast Istanbul gegen Meldeauflagen auf freien Fuß gesetzt.