Weitere Proteste wegen Angriff auf Şengal angekündigt

Wegen des Angriffs der irakischen Armee auf die Şengal-Region rufen ezidische Organisationen weiter zu Protesten in Deutschland auf.

Wegen des militärischen Überfalls der irakischen Armee auf die ezidische Şengal-Region rufen Verbände und Organisationen der Ezidinnen und Eziden in Deutschland zu weiteren Protesten auf. In mehreren Städten im Bundesgebiet sind Kundgebungen und Demonstrationen angekündigt. Die aufrufenden Verbände appellieren an die Öffentlichkeit, sich solidarisch mit der ezidischen Gemeinschaft in Şengal zu zeigen und auf die Straße zu gehen.

Bisher sind Proteste in folgenden Städten geplant:

Dienstag, 3. Mai

Aurich: Marktplatz, 16.00 Uhr

Dortmund: Hauptbahnhof, 18.00 Uhr

Hannover: Hauptbahnhof, 18.00 Uhr

Oldenburg: Hauptbahnhof, 18.00 Uhr

Hamburg: Jungfernstieg, 17.00 Uhr

Mittwoch, 4. Mai

Kleve: Kavariner Str. 14, 17.30 Uhr

Münster: Hauptbahnhof, 18.30 Uhr

Hintergrund

Schon seit Wochen hat der Irak wiederholt seine Truppen in die Şengal-Region geschickt. Am 18. April, wenige Stunden nach Beginn des türkischen Angriffskrieges in einem anderen Teil Südkurdistans, kam es zu einem ersten Gefecht, nachdem irakische Einheiten einen Kontrollpunkt des Asayîşa Êzîdxanê (Innere Sicherheitskräfte) in der Gemeinde Digurê attackierten. Dem unprovozierten Angriff vorausgegangen war die versuchte Einnahme eines dortigen Checkpoints. Weil Vermittlungsversuche von den irakischen Truppen ausgeschlagen wurden, blieb der Asayîş keine Wahl, als den Angriff abzuwehren. Zwei Zivilpersonen wurden infolge des Feuergefechts verletzt. Am Folgetag weitete das irakische Militär seine Attacken auf Stellungen der Widerstands- und Fraueneinheiten YBŞ/YJŞ in Til Ezêr, Geliyê Silo und Sikêniye aus. Bei einem dieser Angriffe wurde die YJŞ-Kämpferin Faraşîn Şengalî getötet. Unmittelbar danach wurden die beiden westlichen Journalist:innen Marlene Förster und Matej Kavčič von der irakischen Armee unter Terrorverdacht festgenommen und aus Şengal nach Bagdad verschleppt. In den darauffolgenden Tagen zog Bagdad massive Truppenkontingente in der Region zusammen.

Vergangenen Sonntagabend startete der Irak schließlich einen umfassenden Angriff auf Şengal. Zunächst wurden in Digurê, Sinunê und Xanesor Verteidigungspositionen der YBŞ, YJŞ und Asayîşa Êzîdxanê von irakischen Spezialoperationseinheiten eingekesselt. Den ezidischen Kräften wurde das Ultimatum gestellt, ihre Stellungen freiwillig zu räumen. Andernfalls werde man ihnen „auf das Schärfste entgegentreten“. Gestern eskalierte die Lage dann. Die irakische Armee setzte Panzereinheiten, schwere Waffen und Kampfhubschrauber gegen die Ezid:innen ein, in Digurê wurden eine Schule und ein YBŞ-Stützpunkt in Schutt und Asche gelegt. Bis zum Einbruch der Dunkelheit fanden teils schwere Auseinandersetzungen statt, auf beiden Seiten gibt es Tote und Verletzte – offizielle Angaben über ihre Zahl liegen noch nicht vor. Der nördliche Teil der Kleinstadt Sinunê, die wenige Kilometer vor der irakisch-syrischen Grenze liegt, sowie einige Orte im Süden Şengals sollen von irakischen Truppen eingenommen worden sein. Die YBŞ und YJŞ konzentrierten sich zuletzt auf die Verteidigung ihrer Positionen im Westen der Region.