Die türkische Regierung hat wegen der Corona-Pandemie eine viertägige Ausgangssperre für 31 Städte und Provinzen angekündigt. Die Maßnahme werde voraussichtlich am Donnerstag beginnen, sagte Staatschef Recep Tayyip Erdoğan am Montag in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Betroffen sind unter anderem Istanbul, Izmir und Ankara, aber auch die kurdischen Metropolen Amed (türk. Diyarbakir), Mêrdîn (Mardin) und Wan (Van).
Die Zahl der Todesopfer durch die Lungenkrankheit Covid-19 in der Türkei ist derweil offiziellen Angaben zufolge auf 2.140 gestiegen. Innerhalb von 24 Stunden seien 123 Patienten gestorben, teilte Gesundheitsminister Fahrettin Koca am Abend mit. Zudem hätten sich 4.674 weitere Menschen mit dem Coronavirus infiziert – die Zahl der offiziell in der Türkei gemeldeten Fälle steigt damit auf 90.980.
Wegen der Pandemie gelten in der Türkei bereits Ausgangsbeschränkungen für chronisch Kranke und Senioren über 65 sowie Menschen unter 20 Jahren. Auch Schulen sind geschlossen. Von einer landesweiten Ausgangssperre hat die Regierungskoalition AKP/MHP bislang jedoch abgesehen. Für die 31 größten Städte bzw. Provinzen des Landes galt jedoch an den vergangenen beiden Wochenenden eine jeweils auf 48 Stunden befristete Ausgangssperre. Die vorletztes Wochenende nur zwei Stunden vor Beginn angekündigte Ausgangssperre hatte allerdings zu einem Fiasko geführt. Menschen waren massenweise in Geschäfte geströmt, um ihren Grundbedarf zu decken.
Hotspot Istanbul
Als Hotspot der Corona-Pandemie in der Türkei gilt Istanbul. Die Anzahl der Todes- und Infektionsfälle steigt rasant an, in der Stadt gibt es sechs Testzentren. Da die Behörden die aktuellen Daten nicht veröffentlichen, ist die genaue Anzahl der Fälle unbekannt. Es wird vermutet, dass die wirklichen Zahlen verheimlicht werden. Prof. Dr. Zeki Kılıçaslan vom Wissenschaftsrat der Istanbuler Stadtverwaltung vermutet 60.000 Corona-Kranke in der Millionenmetropole. In vielen Totenscheinen wird als Todesursache lediglich „Infektionskrankheit“ vermerkt.