Istanbul gilt als Hotspot der Corona-Pandemie in der Türkei. Die Anzahl der Todes- und Infektionsfälle steigt rasant an, in der Stadt gibt es sechs Testzentren. Da die Behörden die aktuellen Daten nicht veröffentlichen, ist die genaue Anzahl der Fälle unbekannt. Es wird vermutet, dass die wirklichen Zahlen verheimlicht werden.
Prof. Dr. Zeki Kılıçaslan ist Mitglied des Wissenschaftsrats der Istanbuler Stadtverwaltung und Dozent für Lungenkrankheiten an der medizinischen Fakultät der Universität Istanbul. In einem Interview der Nachrichtenagentur MA bestätigt der Mediziner, dass Istanbul ähnlich wie New York aufgrund der Auslandskontakte ein Brennpunkt der Pandemie ist. Er macht darauf aufmerksam, dass auf vielen Totenscheinen als Todesursache lediglich „Infektionskrankheit“ vermerkt wird und diese Fälle nicht in die Corona-Statistik einfließen.
„In den 2018, 2019 und bis Mitte März 2020 ausgestellten Totenscheinen taucht die Todesursache ‚Infektionskrankheit‘ nicht auf. Seit Mitte März ist diese Todesursache in über tausend Totenscheinen aufgeführt. Grob geschätzt werden für den Zeitraum bis Mitte April 60.000 Corona-Kranke in Istanbul vermutet. Im Vergleich zu den Vorjahren gibt es einen deutlichen Anstieg der Todesfälle insgesamt. Als Todesursache werden Vorerkrankungen oder eben eine Infektionskrankheit aufgeführt. Ein großer Anteil davon steht im Zusammenhang mit der Pandemie“, erläutert Kılıçaslan.
Nach Angaben der Istanbuler Ärztekammer gibt es unter dem medizinischen Personal rund 2000 Infektionsfälle. Bisher sind neun Ärztinnen und Ärzte in der Stadt an Covid-19 verstorben.