Der UN-Sicherheitsrat hat die Zypern-Pläne des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verurteilt. In einer am Freitag einstimmig verabschiedeten Erklärung brachte das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen sein „tiefes Bedauern“ über das Vorgehen Erdogans zum Ausdruck. Dieser hatte am Dienstag bei einem Besuch im türkisch besetzten Nordteil Zyperns anlässlich des 47. Jahrestags der türkischen Invasion die Pläne zur Öffnung der Geisterstadt Varosha vorangetrieben und eine fortgesetzte Teilung der Insel befürwortet.
Varosha liegt direkt an der UNO-Pufferzone zwischen dem türkischen Nord- und dem griechischen Südteil der Mittelmeerinsel. Die nur von der Türkei anerkannte Republik Nordzypern will das Gebiet wieder zugänglich machen und die militärische Sperrzone aufheben. Erdogan kündigte eine neue Ära für Varosha an und plädiert für eine Zwei-Staaten-Lösung auf Zypern. Die griechisch-zyprische Seite will dagegen weiter über eine Föderation aus zwei Bundesstaaten sprechen. Dies fordern auch die Vereinten Nationen.
„Der Sicherheitsrat drückt sein tiefes Bedauern über diese einseitigen Aktionen aus, die im Widerspruch zu seinen früheren Resolutionen und Erklärungen stehen”, heißt es in der Erklärung. Darin bekräftigt das Gremium nochmals sein „Engagement für eine dauerhafte, umfassende und gerechte Lösung in Übereinstimmung mit den Wünschen des zypriotischen Volkes und auf der Grundlage einer bizonalen und bikommunalen Föderation mit politischer Gleichberechtigung” für die Insel.
Der Präsident der „Türkischen Republik Nordzypern”, Ersin Tatar, hatte beim Besuch von Erdogan angekündigt, dass in einem ersten Schritt zunächst 3,5 Prozent der verlassenen Wohnhäuser in militärischem Sperrgebiet wieder zur freien Zone erklärt werden würden. Der UN-Sicherheitsrat fordert dagegen die sofortige Umkehrung dieses Vorgehens und die Rückgängigmachung aller Schritte, die seit Oktober 2020 auf Varosha unternommen wurden. „Der Sicherheitsrat betont, wie wichtig die vollständige Einhaltung und Umsetzung seiner Resolutionen ist, einschließlich der Übergabe von Varosha an die UN-Verwaltung”, heißt es in der Erklärung.
Eine Reaktion aus Ankara auf die Forderungen des UN-Gremieums gab es bis zum späten Nachmittag noch nicht, wird vermutlich nicht lange auf sich warten lassen.