Am 14. Mai finden in der Türkei gleichzeitig zwei entscheidende Wahlen statt: Über 64 Millionen Stimmberechtigte werden ein neues Parlament und einen neuen Präsidenten wählen. Die rund 3,4 Wahlberechtigten im Ausland dürfen bereits seit dem vergangenen Donnerstag ihre Stimme abgeben. Dafür wurden in 75 Ländern an 156 Konsulaten über 5000 Wahlurnen bereitgestellt. Noch zum 9. Mai haben die im Ausland lebenden türkischen Staatsangehörigen die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben. Allerdings nur, wenn sie sich bis zum 12. April in ein Wählerverzeichnis eintragen ließen.
In Deutschland leben 1,5 Millionen Stimmberechtigte für die Türkei-Wahl. Sie können in 16 Wahllokalen ihr Votum abgeben. Um ihnen das Erreichen der Wahlorte zu erleichtern, hat die aus fast 50 Institutionen bestehende Auslandswahlkoordination der Grünen Linkspartei (Yeşil Sol Parti, YSP) ein Transportnetzwerk gegründet. Hunderte von Fahrer:innen bringen die Wahlberechtigten an die Urnen. Vielerorts strömten Menschen am Samstag zu den Konsulaten, um abzustimmen.
Das Interesse an den Wahlen ist gerade in der kurdischen und linken türkeistämmigen Community sehr groß, da viele Personen sich nach wie vor mit ihrem Herkunftsland verwurzelt fühlen und nach mehr als 20-jähriger Regierung des AKP-Regimes ein Regimewechsel bevorsteht. Umfragen rechnen dem Oppositionskandidaten Kemal Kılıçdaroğlu (CHP) gute Chancen aus, dass ihm gelingt, Langzeitherrscher Recep Tayyip Erdoğan zu schlagen. Am Freitag hat das Bündnis für Arbeit und Freiheit, dem auch die YSP und HDP angehören, seine Unterstützung für Kılıçdaroğlu erklärt. Man werde den CHP-Vorsitzenden bei „der wichtigsten Wahl“ in der türkischen Geschichte unterstützen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Man erfülle damit eine historische Aufgabe und sehe dies auch als Pflicht gegenüber zukünftigen Generationen.
In Frankreich leben knapp 400.000 türkische Staatsangehörige, die stimmberechtigt sind.
Die Stimmen aus dem Lager der Parteien des Bündnisses für Arbeit und Freiheit könnten das Zünglein an der Waage bei den Wahlen sein. Die HDP selbst tritt wegen eines drohenden Parteiverbots unter dem Banner der Grünen Linkspartei.
In den Niederlanden sind rund 260.000 Menschen stimmberechtigt für die Türkei-Wahl. Dort startete der Urnengang erst an diesem Samstag und endet am 7. Mai.
Stimmberechtigte in der Schweiz dürfen heute wählen
In der Schweiz leben rund 100.000 der Stimmberechtigten für die Türkei-Wahl, die seit heute wählen können. Bei den Wahllokalen in Bern, Zürich und Genf herrschte am Samstag trotz zahlreichen Menschen eine entspannte Stimmung. Der YSP-Aktivist Hüseyin Mamaklı erwartet, dass ein Großteil der Schweizer Wahlberechtigten an diesem Wochenende votieren wird. „Die Wahlen dürften ein erneuter Wendepunkt in der Geschichte der Türkei werden und neben einem Regierungswechsel auch einen Systemwechsel einläuten. Daher zählt jede Stimme.“ Mamaklı ist zuversichtlich, dass die meisten Wahlberechtigten in der Schweiz für die YSP stimmen.