Nach dem griechisch-französisch-italienischen Manöver im östlichen Mittelmeer fährt nun die türkische Flotte vor der Küste des türkisch besetzten Nordteils der Mittelmeerinsel Zypern auf. An der Militärübung unter dem Namen „Mittelmeersturm“ nehmen auch Einheiten der sogenannten „Türkischen Republik Nordzypern“ teil. Das Besatzungsregime der sogenannten „türkischen Republik“ wird alleine von der Türkei anerkannt. Das Manöver soll die Bereitschaft der Türkei unterstreichen, ihre Ansprüche auf Gasvorkommen vor Zypern und im östlichen Mittelmeer notfalls auch mit Gewalt durchzusetzen.
Durch die EU zieht sich ein Riss in der Bewertung des aktuellen Vorgehens der Türkei. Während Deutschland die türkische Seite protegiert und Sanktionen gegen die türkische Aggression verhindert, kündigte Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian am Sonntag erneut an, bei der nächsten Sitzung des Europäischen Rates Sanktionen gegen das Regime in Ankara besprechen zu wollen.
EU-Ratspräsident Charles Michel telefonierte am Sonntag mit dem türkischen Regimechef Tayyip Erdoğan und rief Ankara auf, „Aktivitäten zu unterlassen, die die Spannungen anheizen“. Michel wünscht eine „multilaterale Konferenz“, in der nicht nur im Streit über Erdgasvorkommen, sondern auch über Migration und Sicherheitsfragen vermittelt werden könne. Ob sich das Erdoğan-Regime auf solche Gespräche einlässt, bleibt fraglich, da sich die AKP/MHP-Regierung angesichts der dramatischen Wirtschaftskrise und galoppierenden Inflation nur noch durch Nationalismus und Expansionismus auf den Beinen zu halten versucht.