Türkei: Hausarrest gegen Gönül Örs aufgehoben

Seit über einem Jahr wird die Kölnerin Gönül Örs aufgrund von BKA-Informationen in der Türkei festgehalten. Nun wurde der Hausarrest gegen die Sozialwissenschaftlerin aufgehoben. Das Land darf sie trotzdem nicht verlassen.

Die in der Türkei wegen Terrorvorwürfen angeklagte Kölner Sozialwissenschaftlerin Gönül Örs ist am Dienstag von einem Gericht in Istanbul aus dem Hausarrest entlassen worden. Die Ausreisesperre bleibe jedoch bestehen, Örs müsse aber keine elektronische Fußfessel mehr tragen, sagte ihre Anwältin Ayşe Çelik der dpa am Dienstag am Justizpalast Çağlayan. Der Prozess gegen die 38-Jährige wird am 1. Oktober fortgesetzt.

Gönül „Dilan“ Örs war im Mai 2019 festgenommen worden, als sie in der Türkei ihre Mutter, die Kölner Sängerin Hozan Canê, in der Haft besuchen wollte. Örs hatte zunächst eine Ausreisesperre erhalten, bevor sie drei Monate in Untersuchungshaft saß. Im Dezember 2019 wurde sie entlassen, seitdem stand sie unter Hausarrest und lebte bei einem Onkel im westtürkischen Manisa.

Die Anklage wegen „Propaganda“ für die kurdische Arbeiterpartei PKK, „Freiheitsberaubung unter Gewaltanwendung“ und „Entführung von Beförderungsmitteln“ gegen Örs stützt sich im Wesentlichen auf Informationen, die das Bundeskriminalamt (BKA) an die Türkei weitergegeben hat. Örs soll sich im Jahr 2012 an einer Protestaktion auf einem Schiff in Köln beteiligt haben. Eine Gruppe kurdischer Aktivist*innen hatte damals kurzzeitig einen Ausflugsdampfer auf dem Rhein besetzt, um mit der Verlesung einer Erklärung auf den damals in Straßburg durchgeführten Hungerstreik gegen die Isolation Abdullah Öcalans aufmerksam zu machen. Gegen die Beteiligten wurde ein Verfahren eingeleitet, das später wiedereingestellt wurde. Die Erkenntnisse daraus gab ein Kontaktbeamter des BKA an die türkische Polizei weiter.