Kanada hat einen Teil der Rüstungsexporte in die Türkei gestoppt. Grund sind Berichte über den Einsatz türkischer Drohnen in Arzach (Berg-Karabach). Die türkischen Überwachungs- und Killerdrohnen werden mit Sensortechnologie aus Kanada ausgerüstet. Wie der kanadische Außenminister François-Philippe Champagne am Montag erklärte, werden die Vorwürfe untersucht. Bis zum Abschluss der Untersuchungen sollen die bereits erteilten Exportgenehmigungen ausgesetzt werden.
Das türkische Außenministerium hat umgehend Kanada vorgeworfen, sich nicht an den „Geist des NATO-Bündnisses“ zu halten. Die genannte Technologie werde auch im Jemen eingesetzt und es sei ein „doppelter Standard“, wenn gegen den Einsatz in Arzach protestiert werde. „Es gibt keine Rechtfertigung für die Verhinderung des Exports von Verteidigungsprodukten an einen NATO-Partner“, heißt in einer heute veröffentlichten Erklärung aus der Türkei. Kanada habe bereits zur Zeit der Invasion in Nordsyrien im vergangenen Jahr den Rüstungsexport eingeschränkt, empört sich das Außenministerium in Ankara. Diese Haltung entspreche nicht dem Bündnisgeist der NATO und sei „fern von einer Zusammenarbeit“.
Die Rüstungslieferungen aus Kanada an die Türkei sind jedoch trotz der völkerrechtswidrigen Invasionen in Efrîn, Girê Spî (Tall Abyad), Serêkaniyê und Südkurdistan nie vollständig ausgesetzt worden. Vorrangiger Produzent ist die kanadische Firma L3 Harris WESCAM, deren Sensortechnologie an den Konzern Baykar verkauft wird. Konzernchef ist Erdogans Schwiegersohn Selçuk Bayraktar. Die türkischen Kampf- und Überwachungsdrohnen werden seit geraumer Zeit in Syrien, Libyen und dem Irak eingesetzt, insbesondere in Rojava und Südkurdistan. Aktuell werden sie auch gegen das armenische Volk benutzt.