Tod durch Polizeigewalt: Der Fall Halim Dener und andere
In Berlin hat eine Veranstaltung zum Fall Halim Dener und den ungeklärten Todesfällen in deutschem Polizeigewahrsam stattgefunden.
In Berlin hat eine Veranstaltung zum Fall Halim Dener und den ungeklärten Todesfällen in deutschem Polizeigewahrsam stattgefunden.
Am Freitagabend diskutierten Vertreter*innen der „Kampagne Halim Dener“ und von „Death in Custody“ auf einer Veranstaltung im SO36 in Berlin-Kreuzberg über Polizeigewalt und unaufgeklärte Todesfälle in deutschen Gefängnissen. Eingeladen hatten NAV-Berlin und der Frauenrat Dest-Dan.
Geduldige, entschlossene und kontinuierliche Recherchen zeigen Verbindungen zwischen den Todesfällen durch staatlich legitimierte Polizeigewalt auf. Stigmatisierende, oft rassistische Narrative und die Kriminalisierung ganzer Bevölkerungsgruppen bereiten den Boden auch für staatliche Gewalt und deren Vertuschung durch die Behörden. Die Vertreter der „Kampagne Halim Dener“ erzählten die Geschichte des 16-jährigen jungen Kurden, der 1994 in Hannover von einem Polizisten beim Plakatieren erschossen worden ist. Es ist eine Geschichte von Flucht, Widerstand und Tod durch eine deutsche Polizeikugel. Bis heute wurde niemand dafür zur Verantwortung gezogen. Dokumentiert sind die politischen Hintergründe, die persönliche Geschichte und das Netzwerk aus Vertuschung und Wegschauen in dem vor kurzem erschienenen Buch „Halim Dener – Gefoltert. Geflüchtet.Verboten. Erschossen“.
Die Vertreterin von „Death in Custody" schilderte das Bemühen der Kampagne um die Aufklärung von 180 unaufgeklärten Todesfällen in deutschen Gefängnissen in den letzten Jahren. Die Forderung nach einer unabhängigen Ermittlungsstelle mit Handlungskompetenz auch gegen die Polizei und nach strukturellen Lösungen kann ein Mittel gegen verschleppte Aufklärung, sich gegenseitig deckende Polizei und Justiz sein. Auf der Veranstaltung wurde darüber diskutiert, was zu diesem Thema getan werden kann. „Aufmerksam recherchieren und dokumentieren, laut sein, sich organisieren, in Netzwerken zusammenarbeiten, öffentlichen Druck aufbauen“, lautete das Fazit. Thematisiert wurde auch die Notwendigkeit einer Erinnerungskultur für die Opfer von Polizeigewalt.