Spätestens seit der Ermordung von George Floyd in Minneapolis ist Polizeigewalt in aller Munde. Durch die mediale Aufmerksamkeit ist die Gesellschaft in Deutschland in den vergangenen Wochen Zeuge dessen geworden, dass der Einsatz von unverhältnismäßiger Gewalt auch in Deutschland keine Seltenheit ist. Die Bilder aus Hamburg, Frankfurt, Ingelheim und Düsseldorf entstanden nur binnen weniger Tagen. Immer wieder sind gerade Menschen aus migrantischen Communities Opfer dieser Gewaltszenen. Und so wundert es wenig, dass aufgrund von Polizeigewalt, Racial Profiling und nicht zuletzt auch den NSU 2.0 Drohmails die Diskussionen über einen strukturellen Rassismus in den deutschen Polizeibehörden Eingang in die Mainstream-Medien gefunden haben.
NAV-Berlin, der Frauenrat Dest-Dan, die Studierendenverbände YXK/JXK und die Kampagne „Death in Custody – Aufklärung von Tod in Gewahrsam jetzt!“ wollen sich mit einer Veranstaltung im September zwei Aspekten des Themas Polizeigewalt widmen, denen hingegen weniger Aufmerksamkeit in den Medien zukommt: Den mindestens 159 ungeklärten Todesfällen in deutschem Polizeigewahrsam, die sich zwischen 1990 und 2020 ereigneten, und dem Fall Halim Dener, der 1994 als 16-Jähriger aufgrund von Kolonisation und Verfolgung gegen die kurdische Bevölkerung aus Nordkurdistan nach Deutschland flüchten musste und im selben Jahr durch die Kugel eines SEK-Beamten in Hannover getötet wurde.
Sprechen werden bei der Veranstaltung Aktivist*innen der Kampagne „Death in Custody", die unter anderem Recherche- und Vernetzungsarbeit zum Tod in deutschem Polizeigewahrsam betreibt, sowie Mitglieder der Kampagne „Halim Dener. Gefoltert. Geflüchtet. Verboten. Erschossen“, die sich seit Jahren für einen würdevollen Gedenkort für Halim Dener einsetzt und aktuell mit einem neuveröffentlichten Buch die Geschehnisse und die politische Arbeit seit der Ermordung des jungen Kurden dokumentiert.
Die Veranstaltung findet statt am 11. September um 19 Uhr im SO36 (Oranienstraße 190, Berlin-Kreuzberg, 10999).