Syrischer Diktator Assad in Russland

Der syrische Diktator Baschar al-Assad hält sich zu Gesprächen mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin in Moskau auf. Die stellvertretenden Außenminister Syriens, der Türkei, Russlands und Irans treffen dort ebenfalls zusammen.

Der syrische Diktator Baschar al-Assad ist am Dienstagabend zu einem „unangekündigten“ Besuch in der russischen Hauptstadt Moskau eingetroffen. Er will dort am Mittwoch mit Russlands Präsident Wladimir Putin Gespräche führen, wie die syrische Staatsagentur Sana und der Kreml mitteilten. Dabei soll es unter anderem um die Lage in Syrien gehen.

Der Zeitpunkt des öffentlichen Auftritts von Assad ist mit Kalkül gewählt – der Ausbruch des Syrien-Krieges jährt sich heute zum zwölften Mal. Russland gilt als einer der wichtigsten Verbündeten von Langzeitherrscher Assad. Beide Länder wollen dem Kreml zufolge auch über die weitere Entwicklung ihrer politischen, humanitären und wirtschaftlichen Zusammenarbeit reden.

Russland, Türkei, Iran und Syrien bereiten Treffen der Außenminister vor

Die stellvertretenden Außenminister Syriens, der Türkei und Russlands sowie ein hochrangiger Berater ihres iranischen Amtskollegen werden sich am Mittwoch ebenfalls in Moskau treffen. Bei der Gesprächsrunde wolle man die multilateralen „Bemühungen zur Terrorismusbekämpfung“ in Syrien erörtern. Im nächsten Schritt ist dann ein Treffen der Außenminister der vier Länder geplant. Dabei dürfte es hauptsächlich um die Zerschlagung der Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien (AANES) gehen.

Der Krieg in Syrien

Angefangen hatte alles in der südwestsyrischen Stadt Dara: Am 15. März 2011 lässt Assad dort 15 Schulkinder festnehmen, die regierungskritische Parolen auf eine Hauswand geschrieben hatten. Sie werden gefoltert. Am 18. März kommt es zu einer ersten größeren Demonstration in Dara, an der sich einige hundert Bewohnerinnen und Bewohner beteiligen. Sicherheitskräfte schießen auf die Demonstrierenden, die die Freilassung der Jugendlichen fordern, vier Menschen sterben. Ihr Beerdigungszug wird zum nächsten Protestmarsch, in den folgenden Tagen gibt es auch in Homs und Damaskus Massenkundgebungen gegen das Regime. Bis zum Sommer 2011 weitet sich die Revolte zu einer landesweiten, aber dezentralen Bewegung aus.

Aus diesem kleinen Aufstand wird ein Bürgerkrieg, später ein Stellvertreterkrieg, schließlich folgt das Eingreifen Russlands im September 2015 auf Seiten Assads. Seit Kriegsbeginn 2011 sind nach offiziellen Angaben etwa 300.000 Menschen durch Kriegshandlungen gestorben, mehr als 13 Millionen befinden sich inner- und außerhalb des Landes auf der Flucht.

Heute, zwölf Jahre später, ist die Situation für die Bevölkerung schlimmer denn je. 14,6 Millionen Menschen brauchen UNO-Angaben zufolge humanitäre Unterstützung – neun Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Rund 90 Prozent der syrischen Bevölkerung leben derzeit unter der Armutsgrenze und müssen mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen. Den überwiegenden Teil der etwa 14,6 Millionen Hilfsbedürftigen machen Binnenvertriebene mit knapp sieben Millionen und rund 5,5 Millionen Flüchtlingen in den Nachbarstaaten Türkei, Libanon, Jordanien und Irak sowie in Ägypten aus.