Solidarität mit der „Ganzen Bäckerei“ in Augsburg
In Augsburg wurde die „Ganze Bäckerei“, ein Ort der gelebten Solidarität, von der Polizei durchsucht. Vermutete Symbole der PKK in dem antifaschistischen Zentrum sollen für die Repression herhalten.
In Augsburg wurde die „Ganze Bäckerei“, ein Ort der gelebten Solidarität, von der Polizei durchsucht. Vermutete Symbole der PKK in dem antifaschistischen Zentrum sollen für die Repression herhalten.
Polizisten der Abteilung Staatsschutz zerstörten am Morgen des 2. Juli eine Fensterscheibe der „Ganzen Bäckerei“ in Augsburg, um sich Zugang zu den Räumlichkeiten des antifaschistischen Zentrums zu verschaffen. Sie vermuteten dort Symbole der in Deutschland verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. „Gefunden wurde nichts. Das Ergebnis der Durchsuchung ist ein kaputtes Fenster und eine unbenutzbare Tür. Was bleibt, ist die Frage, wohin diese Politik gegenüber linken Räumen führen soll“, heißt es dazu in einer Solidaritätserklärung, die von vielen lokalen Organisationen und Vereinen unterzeichnet wurde. Die Unterzeichnenden, darunter auch die Rote Hilfe Augsburg, das Klimacamp Augsburg, das Frauenzentrum Augsburg e.V., die Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD Augsburg, erklären sich solidarisch mit den Aktiven der „Ganzen Bäckerei“ und setzen sich für das Fortbestehen der wichtigen Institution in der Augsburger Stadtgesellschaft ein.
Um der Solidarität Praxis zu zeigen und sich schützend vor „Die Ganze Bäckerei“ als Ort der gelebten Solidarität zu stellen, ist für den 21. Juli eine Demonstration geplant, auf der es um die Bedeutung selbstorganisierter Freiräume für den politischen Diskurs in Augsburg gehen soll.
In der Solidaritätserklärung heißt es weiter:
Die Europawahl und der Erfolg der AfD sind deutliche Beweise für eine besorgniserregende Entwicklung. Es geht nicht nur um Rassismus, sondern um die Unterwerfung gesellschaftlicher Bereiche unter kapitalistische, rassistische, letztlich menschenfeindliche Maßstäbe. Das Recht auf Asyl wurde faktisch ausgehebelt. Ein gesichertes Einkommen garantiert schon lange nicht mehr, dass sich Menschen auch eine Wohnung leisten können. Grundlegende Rechte sind vom Ein- kommen und sozialem Status abhängig.
Gerade jetzt ist der Einsatz zivilgesellschaftlicher Organisationen wichtiger den je. Doch genau dieser Einsatz mündet immer häufiger in der Konfrontation mit staatlichen Institutionen. Das geschieht in Form von Hausdurchsuchungen, Strafanzeigen und körperlicher Gewalt durch Polizist*innen.
Die Kriminalisierung kurdischer Selbstorganisation ist ein eindringliches Beispiel für den staatlichen Umgang mit dem Engagement für eine freie Gesellschaft. Genauso wie das Vorgehen gegen die Aktivist*innen der Letzten Generation oder die unrechtmäßige Auslieferung der Antifaschist*in Maja an das autoritäre Ungarn.
Auch in Augsburg ist die ergebnislose Durchsuchung der Ganzen Bäckerei in einem Kontext überzogener und unverständlicher Aktionen gegen die Zivilgesellschaft zu betrachten. Die Versuche der Stadt, dem Augsburger Klimacamp den Versammlungsstatus abzuerkennen, die unrechtmäßige Razzia des Hans-Beimler-Zentrums sowie letztlich die Durchsuchung der Ganzen Bäckerei sind für uns klare Grenzüberschreitungen, aber wenig überraschend.
Die Ganze Bäckerei
Die Ganze Bäckerei ist seit Jahrzehnten ein Raum der gelebten Solidarität und der antifaschistischen Arbeit in Augsburg. Für die Aktiven ist sie darüber hinaus auch ein Ort des Zusammenkommens und der Politisierung. Sie ist ein Ort für theoretische Auseinandersetzung mit politischen Themen und für ausgelassene Feiern. Aber auch ein Ort des Rückzugs, der Reflexion und der Sicherheit.
In Augsburg gibt es nur sehr wenig Räume, die auf eine ähnliche Art und Weise funktionieren. Ohne Konsumzwang, mit der Idee der Offenheit, dem Anspruch der Kritik und Selbstkritik und einem kollektiven Grundgedanken. Die Gruppen im Umfeld der Ganzen Bäckerei arbeiten gemeinsam an einer besseren Stadtgesellschaft, gegen Unterdrückung und für Freiräume!