Solidaritätsaktionen für Hungerstreikende

In Wien, Stuttgart, Mannheim und Basel haben Solidaritätsaktionen für die kurdischen Hungerstreikenden stattgefunden, die eine Aufhebung der Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan fordern.

Der Hungerstreik der kurdischen Politikerin Leyla Güven gegen die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan hält seit 112 Tagen an. Güven fordert mit ihrer Aktion die Gewähr regelmäßiger Kontakte zu Öcalan, der als Schlüsselfigur für eine Lösung der kurdischen Frage gilt. Der Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung befindet sich seit seiner Verschleppung im Februar 1999 auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer. Der letzte Besuch seiner Anwälte fand vor fast acht Jahren statt. Seit Abbruch der Friedensverhandlungen mit der PKK durch die türkische Regierung im Jahr 2015 wird Öcalan von der Öffentlichkeit abgeschottet. Nach dem letzten Familienbesuch im September 2016 war sein Bruder Mehmet Öcalan erstmalig wieder am 12. Januar für ein 15-minütiges Gespräch auf Imrali. Die Hungerstreikenden erklärten anschließend, dass ihre Forderung damit nicht erfüllt sei. Sie fordern Bedingungen für Öcalan, in denen er als Vorsitzender einer legitimen Bewegung frei leben und arbeiten kann, um so zur Lösung der kurdischen Frage beizutragen.

Leyla Güven hat mit ihrer Aktion eine Protestbewegung initiiert, der sich Hunderte Menschen angeschlossen haben. In 67 türkischen Gefängnissen sind es nach aktuellem Stand 331 Gefangene aus PKK- und PAJK-Verfahren, die im unbefristeten Hungerstreik sind. Zum 1. März soll die Aktion auf alle Gefängnisse in der Türkei ausgeweitet werden. In Straßburg haben sich am 17. Dezember 14 Menschen der Aktion angeschlossen. Auch in Toronto, Newport, Kassel, Nürnberg, Duisburg, Genf und weiteren Städten sind Aktivisten in einen Hungerstreik getreten. Der HDP-Aktivist Nasır Yağız ist in der südkurdischen Stadt Hewlêr (Erbil) seit 99 Tagen im Hungerstreik. In vielen anderen Städten finden befristete Solidaritätsaktionen statt.

Aus diesem Anlass sind heute erneut Kurdinnen und Kurden in vielen verschiedenen Städten auf die Straße gegangen.

Auf dem Stephanplatz in Wien bildete der Frauenverein Avesta eine Menschenkette vor dem Dom. Die Aktivistinnen trugen symbolische weiße Leichentücher und Bilder von Abdullah Öcalan und Leyla Güven. Mit Sprechchören und Flugblättern informierten sie über den Hungerstreik und die Hintergründe ihres Anliegens.

In Stuttgart fand eine Demonstration vom Hauptbahnhof zur Marstallstraße statt, auf der auf den schlechten Gesundheitszustand der Hungerstreikenden aufmerksam gemacht wurde.

In Mannheim organisierte der Frauenrat Ronahi-Berivan eine spontane Solidaritätsaktion auf dem Paradeplatz.

Vor dem Kantonsparlament in Basel kamen Menschen auf Aufruf vom „Solidaritätsbündnis Hungerstreik“ zu einem schweigenden Sitzprotest zusammen. Die nächste Aktion in der Stadt findet am 1. März um 18 Uhr vor dem Hauptbahnhof statt.