Am Samstag fand in Durham im Nordosten Englands die 134. Durham Miners’ Gala statt. Das von der Durham Miners Association, einer der führenden Bergbaugewerkschaften Großbritanniens organisierte Festival hat sich im Lauf der Jahre zu dem größten Gewerkschaftstreffen im Vereinigten Königreich entwickelt und wurde in diesem Jahr der Freiheit Abdullah Öcalans gewidmet. Die Entscheidung dazu sei nicht verwunderlich, da sie der Solidaritätstradition britischer Gewerkschaften entspreche. „Das Festival trägt dazu bei, dass die Botschaften Öcalans Hunderttausende Menschen erreichen. Dies ist nur der Beginn einer Kampagne, die wir auch auf andere Länder ausweiten möchten“, sagte Simon Dubbins, Direktor der Abteilung für Internationales der Gewerkschaft Unite the UNION, im Gespräch mit unserem Kollegen Erem Kansoy von der Tageszeitung Yeni Özgür Politika.
Die Durham Miners’ Gala hat sich zum größten Festival der gewerkschaftlich organisierten Arbeiterbewegung entwickelt. In diesem Jahr lautete das Motto ‚Freiheit für Öcalan‘. Was hat es damit auf sich?
Die Durham Miners’ Gala fand das erste Mal vor fast 150 Jahren statt. Zwischendurch konnte es nicht durchgeführt werden, dieses Jahr ist es das 134. Festival. Es ist das traditionsreichste und wichtigste Arbeiterfest Großbritanniens. Im Durchschnitt nehmen etwa 170.000 Menschen teil, doch diese Zahl steigt jedes Jahr kontinuierlich. Die Gruben in Großbritannien sind zwar stillgelegt, doch der Geist der Bergleute ist noch immer lebendig und bleibt es auch, solange es dieses Festival geben wird. In den letzten Jahren entwickelte es sich zu einem Treffpunkt für sozialistische, demokratische, linke Bewegungen. In diesem Jahr wurde die Durham Miners’ Gala Abdullah Öcalan gewidmet. Auch das Hauptmotto lautet „Freiheit für Öcalan“. Da das Festival ein großes Ereignis ist, werden die Botschaften Öcalans auch Menschen erreichen können, die zuvor noch nie etwas von ihm gehört haben. Diese Tatsache sollte in keinster Weise unterschätzt werden. Auch politisch gesehen war diese Entscheidung ein großer Schritt, die das öffentliche Bewusstsein erhöhen wird. Im Prinzip wird das Festival als Beispiel für die Öcalan-Kampagnen in anderen Ländern dienen.
Wichtig sind auch die Schritte, die nach dem Festival getan werden. Wie sieht Ihr Plan aus?
In den letzten zwei Jahren haben wir als Gewerkschaften versucht, die „Freiheit für Öcalan“-Kampagne voranzutreiben. Mittlerweile sind es etwa 15 der größten Gewerkschaften im Land, die ihre Unterstützung für die Kampagne erklärt haben. Darüber hinaus leistet auch unser Bundesverband und der Gewerkschaftsdachverband Unterstützung. Solche Kampagnen tragen dazu bei, Tabus zu brechen und Schritte nach vorn zu tun. Daher sind sie äußerst wichtig.
Unser nächster Schritt und unser Ziel im Anschluss an das Festival wird sein, diese Dynamik, die wir eingefangen haben, voranzutreiben und zu stärken. Bei früheren Gesprächen haben wir bereits beschlossen, uns mit deutschen, französischen und italienischen Gewerkschaften zu treffen, um ausführlich über unser Festival zu berichten. Sie sollen wissen, warum und wie wir uns mit dieser Kampagne für die Freiheit Öcalans beteiligen. Natürlich werden wir uns auch anderweitig aktiv für die Freiheit Öcalans einsetzen, um das Bewusstsein und die Unterstützung für die Kampagne in ganz Großbritannien zu stärken. Dazu gehört auch, dass wir sowohl Aufklärungsarbeit über die Machenschaften Erdoğans leisten als auch den Menschen die Bedeutung der Kurden in Syrien und der gesamten Region vermitteln. Im Prinzip dient das Festival als Sprungbrett für die Öcalan-Kampagne. Auf diese Weise können wir einen starken und effektiven Beitrag leisten.
Ihr solidarischer Einsatz zeigt auch, dass Sie sich mit den Kurden verbunden fühlen.
Die Dimension unserer Solidarität ist bedeutsam. Der konkrete Indikator unserer Solidarität ist die Tatsache, dass wir uns in die Arbeiten aktiv einbringen. Auch innerhalb der Labour Party haben die Kurden die Möglichkeit, ihre politischen Anliegen vorzubringen.
Es gibt ein kurdisches Sprichwort, das sehr oft Gebrauch findet und lautet ‚Die einzigen Freunde der Kurden sind die Berge‘. Wir möchten, dass die Kurden wissen, dass die Berge nicht ihre einzigen Freunde sind. Gegenwärtig gibt es Tausende Menschen, die bereit und stark sind und sich der Unterstützung und der Solidarität mit den Kurden verschrieben haben. Der Kampf der Kurden ist auch unser Kampf. Und unser Kampf ist der Kampf der Kurden. Für uns ist es enorm wichtig in der Lage zu sein, die Solidarität unserer Bevölkerung in kritische Gebiete der Welt zu tragen.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch einen Appell an die kurdische Gesellschaft richten: Wir brauchen Sie. Sie müssen den Gewerkschaften beitreten und Verantwortung übernehmen, um innerhalb der Gewerkschaften und auch innerhalb der Labour Party Ihre Interessen zu vertreten. Ihre Projekte sollten Sie nicht auf Ihre eigene Gesellschaft beschränken. Sie müssen sich öffnen. Die Freiheit für Öcalan-Kampagne beispielsweise wird mit der Unterstützung nicht-kurdischer Menschen wachsen und sollte daher nicht als ein rein kurdisches Projekt betrachtet werden. Solidarität ist eine bilaterale Angelegenheit.
In welcher Phase befindet sich die Freiheit für Öcalan-Kampagne aktuell?
Die britische Gewerkschaftsbewegung hat in der Vergangenheit für Nelson Mandela große Projekte realisiert. Aus diesem Grund kam Mandela nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis zuerst nach Großbritannien. Wir haben uns auch solidarisch mit dem palästinensischen und kubanischen Volk gezeigt und haben Erfahrung darin, unsere Kampagnen voranzutreiben. Daher bin ich fest davon überzeugt, dass die Öcalan-Kampagne noch viel größer wird.
Unsere Kampagne hat sich sehr schnell entwickelt und Unterstützung von fast allen großen Gewerkschaften erhalten. Auch der Trades Union Congress (gewerkschaftlicher Dachverband, der 50 Gewerkschaften mit ca. 5,6 Millionen Mitgliedern vereint) unterstützt uns. Trotzdem liegt vor uns noch ein weiter Weg. Noch eine größere Wirkung würde die Kampagne haben, wenn sie von der Basis angenommen wird. Wir müssen einfach gewährleisten, dass die Zivilbevölkerung, die die Basis des Landes bildet uns versteht, damit die Kampagne vorangetrieben und weiterentwickelt wird. Durch Schulungen und spezielle Programme unserer Gewerkschaften versuchen wir, die gesamte Öffentlichkeit zu erreichen. Dazu müssen wir unsere Gewerkschaftsmitglieder zunächst darüber aufklären, weshalb die Gewerkschaften die Öcalan-Kampagne aktiv fördern.
Haben Sie eine Botschaft an das kurdische Volk?
Mit diesem Festival vermitteln wir eigentlich, dass wir ein Bewusstsein für den kurdischen Widerstand haben, diesen verstehen und die Freiheit Abdullah Öcalans fordern. Unsere Botschaft lautet: Ihr seid nicht allein, wir stehen euch zur Seite.
Wir sind uns im Klaren darüber, dass gewisse Kräfte versuchen die Kurden zu isolieren. Diesen Kräften bereitet es Freude, kurdische Städte zu bombardieren und die Bevölkerung zu terrorisieren. Auch haben sie keine Hemmungen und zögern nicht, das kurdische Volk ständig anzugreifen. Wie ich bereits sagte, sind es nicht nur die Berge, die die Freunde der Kurden sind. Ihr habt auch andere Freunde, die bereit sind, Schulter an Schulter mit euch Widerstand gegen diese Kräfte zu leisten.