Sencholai-Massaker: Gedenkveranstaltungen Berlin, Hamburg und Solingen

Am 14. August 2006 kostete ein Angriff der sri-lankischen Luftwaffe auf das Waisenhaus Sencholai 53 Schülerinnen und fünf Lehrkräften das Leben. In Berlin, Hamburg und Solingen ist der Opfer dieses Kriegsverbrechens gedacht worden.

Am 14. August 2006 wurde das Sencholai-Waisenhaus in Mullaitivu von sri-lankischen Luftstreitkräften bombardiert. Dieser Luftangriff im Norden der Insel richtete sich gezielt gegen die im Freiheitskampf erreichte Selbstverwaltung der tamilischen Gebiete und ging als Sencholai-Massaker in die Geschichte ein. 53 tamilische Schülerinnen und fünf Lehrkräfte wurden getötet, mehr als 150 Schülerinnen wurden schwer verletzt.

Das Waisenhaus war 1991 als Mädchenheim für Kinder, deren Eltern im Krieg gestorben sind, eingerichtet worden. Zum Zeitpunkt des Massakers veranstaltete der Verband der Direktoren von Mullaithivu und Kandavai dort einen zehntägigen Workshop zum Thema Katastrophenmanagement und Erste Hilfe. Mehr als 400 junge Frauen zwischen 17 und 20 Jahren versammelten sich in der Einrichtung, um zu lernen, wie der notleidenden Bevölkerung geholfen werden kann: 2004 war Sri Lanka von einem verheerenden Tsunami verwüstet worden. Der Nordosten der Insel war am schwersten betroffen, erhielt aber keinerlei Regierungsunterstützung. Die Bevölkerung litt schwer an den Folgen der Naturkatastrophe.

Anfangs bestritt die singhalesische Regierung, den Angriff durchgeführt zu haben. Später wurde die Bombardierung zwar eingeräumt, jedoch behauptet, dass es sich nicht um ein Waisenhaus handelte, sondern um ein Ausbildungslager der sozialistischen Befreiungsorganisation LTTE (Liberation Tigers of Tamil Eelam). Diese Anschuldigungen wurden jedoch von der UNICEF und der SLMM (Sri Lanka Monitoring Mission) geprüft und widerlegt. Bis zum heutigen Zeitpunkt wurde niemand für diese Morde zur Rechenschaft gezogen.

Anlässlich des Jahrestags dieses schweren Massakers veranstaltete die Tamil Youth Organisation Gedenkveranstaltungen in Berlin, Hamburg und Solingen, um an die jungen Frauen und Männer zu erinnern, die von der sri-lankischen Regierung ermordet wurden. Der Jugendverband fordert die Aufarbeitung des Massakers und das Ende der Straffreiheit der Verantwortlichen in Politik und Militär. Aber nicht nur der Angriff auf das Sencholai-Waisenhaus solle aufgeklärt werden: Die Tamil Youth Organisation verlangt die Auseinandersetzung mit sämtlichen Kriegsverbrechen, die während des Bürgerkrieges zwischen 1983 und 2009 verübt worden sind.