Sechs Schutzsuchende, unter ihnen ein Baby, sterben im Mittelmeer

Erneut sind vor der libyschen Küste Schutzsuchende gestorben. Sechs Menschen, unter ihnen ein Baby, starben beim Versuch, das Bürgerkriegsland auf dem Seeweg zu verlassen. Die Hilfsorganisation „Open Arms“ konnte hundert weitere Menschen retten.

Erneut starben Schutzsuchende an der als „tödlichste Grenze“ der Welt berüchtigten Südgrenze der EU im Mittelmeer. Ein vollkommen überfülltes Schlauchboot mit über 100 Schutzsuchenden hatte sich von der libyschen Küste aufgemacht, das Bürgerkriegsland zu verlassen. Die spanische Seenotrettungsorganisation „Open Arms“ konnte die meisten Insass*innen in einer dramatischen Aktion retten. Helfer*innen sprangen selbst ins Meer, um die Ertrinkenden zu retten. Fünf Schutzsuchende ertranken und auch für ein sechs Monate altes Baby kam jede Hilfe zu spät. Es verstarb kurz nach seiner Bergung an Bord des Rettungsschiffes.

Auf dem Schiff befinden sich mittlerweile 263 gerettete Schutzsuchende. Die Rettung bedeutet allerdings noch keine Sicherheit, da die Schiffe mit Schutzsuchenden teilweise wochenlang im Mittelmeer kreuzen müssen, bis sich ein Hafen zum Anlanden bereit erklärt. Anschließend werden die Schiffe meist festgesetzt, um weitere Rettungsaktionen möglichst zu verhindern. Während sich Italien, Malta und Griechenland querstellen, hat allerdings Spanien zugesichert, zumindest 107 Schutzsuchende vom Boot zu übernehmen.

Bereits am 10. November mindestens 13 Tote

Bereits am 10. November waren vor der libyschen Küste nach Angaben der UN-Vertreterin Safa Msehli mindestens 13 Schutzsuchende ertrunken. Elf weitere konnten lebend geborgen werden. Sie wurden jedoch nach Libyen zurückgeschleppt. Dort drohen ihnen Internierung und Folter. „Illegale Einreise“ wird in Libyen als Straftat, die mit Haft oder Zwangsarbeit zu ahnden ist, verfolgt. So landen viele Schutzsuchende in Folterlagern und auf den Sklavenmärkten des Bürgerkriegslands.

Kritiker bemerken, dass die Toten im Mittelmeer einen ebenso skrupellos in Kauf genommenen Teil der EU-Abschreckungsstrategie darstellen wie die Folterlager in Libyen. Die Bedingungen in den Fluchtstaaten verschlechtern sich jedoch auch durch die ökonomische Ausbeutung durch die EU und die von den reichen Industriestaaten verursachte Klimakatastrophe so massiv, dass keine Abschreckung die Menschen am Flüchten hindern kann.