Am Freitag und Samstag fanden die internationalen Aktionstage der Kampagne Riseup4Rojava unter dem Motto „Block. Occupy. Disturb” statt. In Italien, Schweden, Deutschland, der Schweiz, Großbritannien und Katalonien gab es vielfältige Aktionen gegen Rüstungskonzerne, Finanzinstitutionen und weitere Kriegsprofiteure, welche durch Waffenlieferungen oder Investitionen den faschistischen türkischen Staat bei seinen Besatzungsplänen in Kurdistan unterstützen. Zudem kam es weltweit zu Demonstrationen, Kundgebungen und Solidaritätsbotschaften mit Rojava und gegen die faschistische türkische Politik.
Dabei schloss sich die feministische Kampagne „Women Defend Rojava“ dem Aufruf an und verstärkte die internationalen Aktionstage. So war die Solidarität von Frauen mit der Rojava-Revolution während des gesamten Wochenendes sehr präsent und bildete damit eine weitere Front gegen den türkischen Faschismus. In Workshops und Seminaren wurde über das internationale patriachale System, seine Mentalität und seine Verbindung zum Krieg informiert.
Auch zu erwähnen ist an dieser Stelle die Kampagne „Make Rojava Green Again“, die das ganze Wochenende über aktiv war und Verbindungen zwischen dem kapitalistischen System, der Klimavernichtung sowie dem Krieg herstellte.
Entschlossene Aktionen gegen Rüstungskonzerne, Finanzinstitutionen und Kriegsprofiteure
Im norditalienischen Brescia wurde auf unterschiedliche Akteure der imperialistischen Kriegsmaschinerie informiert. Am Freitag wurde mit einer Kunstaktion auf die Verantwortung der UniCredit Bank sowie des Waffenkonzerns Leonardo aufmerksam gemacht. Mit Kunstblut, Leichensäcken und Flyern wurde verdeutlicht, welchen Anteil beide Firmen an Tod und Leid unzähliger Menschen haben. Der Waffenkonzern Leonardo ist unter anderem in die Produktion des türkischen Angriffshelikopters ATAK involviert. UniCredit verdient als größte Bank Italiens nicht nur durch zahlreiche Investitionen in die türkische Wirtschaft, sondern ist über Kredite, Anleihen und Fonds direkt an der Finanzierung diverser Waffenproduzenten beteiligt.
Auch in Sizilien wurde verdeutlicht, welche unrühmliche Rolle UniCredit spielt. Aktivist*innen blockierten am Samstag die dortige Niederlassung der Bank und zogen anschließend mit Bannern und Parolen durch die Stadt. In Brescia wurde am Samstag der dortige NATO-Stützpunkt für mehrere Stunden blockiert. Die Protestierenden wendeten sich gegen die mörderische, imperialistische und terroristische Politik der NATO und insbesondere der Türkei.
Zeitgleich gab es in Norddeutschland und in London Blockaden, die Kriegstreiber an ihrem blutigen Geschäft hinderten. In Unterlüß in Niedersachsen wurden im Rahmen des „Rheinmetall Entwaffnen“-Camps für fast zehn Stunden die Zufahrten zur Rheinmetall-Fabrik blockiert. Über 300 Menschen, die bereits seit Tagen gegen Rheinmetall protestierten, sammelten sich frühmorgens auf den Zugängen und Einfahrten zur Fabrik und schafften es so, die Angestellten davon abzuhalten ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Rheinmetall musste für einen Tag die Produktion mörderischer Waffen unterbrechen. Die Demonstrierenden machten unter anderem auf die wichtige Rolle Rheinmetalls in der Produktion des Leopard2-Panzers aufmerksam, der von der Türkei in Efrîn zur Vertreibung und Ermordung der dort lebenden Menschen eingesetzt wurde.
Auch in München gab es Proteste gegen Kriegsprofiteure. Unter dem Motto „Für Klimaschutz und Frieden” wurde gegen Daimler protestiert, die mit ihrer Autoproduktion nicht nur einen riesigen Anteil an der Klimakrise haben, sondern auch militärische Transportfahrzeuge an die Türkei liefern.
In London blockierten zahlreiche Menschen den Aufbau der weltgrößten Waffenmesse DSEI. Die nur alle zwei Jahre stattfindende Messe ist die größte ihrer Art. Hier treffen sich tausende Firmen aus aller Welt, um ihre tödlichen Produkte an möglichst viele Staaten und Firmen zu verkaufen. Gesponsort wird die Messe nicht nur von den größten Firmen der Industrie, sondern auch von Regierungen. Neben Großbritannien ist die Türkei einer der größten Finanziers der Messe. Die Blockierenden schafften es für zwei Tage, die Zufahrten zum Messegelände zu blockieren und verzögerten so den Aufbau der Messe erheblich.
Auch Aktivist*innen aus dem Baskenland und Katalonien beteiligte sich an den Aktionstagen. In Prats de Lluçanès, einer Gemeinde in der Comarca Osona, enteigneten Aktivist*innen einen Bauernhof der CaixaBank und widmeten ihre Aktion der Rojava-Revolution. In Barcelona wurde gegen die spanische Firma Indra demonstriert, die Informationstechnik für Waffensysteme produziert. Unter dem Motto „Krieg dem Krieg” zog der Demonstrationszug durch die Innenstadt bis vor die Zentrale des Rüstungskonzerns.
Auf Rheinmetall wurde auch in der Schweiz aufmerksam gemacht. Mit Flyern, Plakaten und Feuerwerk wurde über die Realität des von Rheinmetall unterstützten Krieges informiert. In Zürich wurde gegen die Waffenfirma RUAG und in Luzern gegen Andritz demonstriert. Andritz verdient am Ilisu-Staudamm, einem Staudammprojekt, welches nicht nur verheerende ökologische Folge hätte, sondern auch einen Teil des Gedächtnisses der Menschheit auslöschen wird. Der entstehende Stausee würde wichtige archäologische Stätten wie Hasankeyf (kurdisch: Heskîf) überfluten sowie die Wasserknappheit in Nordsyrien und Nordirak drastisch verschärfen.
In Schweden wurden in gleich drei Städten Aufklärungsaktionen für die Bevölkerung und die Angestellten der Konzerne SCANIA und SAAB durchgeführt, um über deren Verwicklung in die türkischen Angriffskriege zu informieren. In Stockholm, Malmö und Helsingborg wurde Flyer verteilt und mit Plakaten und Transparenten auf die Verantwortung der Firmen aufmerksam gemacht. SCANIA produziert in Zusammenarbeit mit türkischen Firmen einen Transporter für Panzer, sowie Motoren für Infanteriefahrzeuge. SAAB unterstützt die Türkei bei der Entwicklung eines neuen Kampfflugzeugs und eines Raketensystems.
Weitere Aktionen fanden weltweit statt. Von Argentinien bis Rojava, von Finnland bis Tschechien, von Griechenland über Brasilien bis Australien, weltweit zeigten Menschen ihre Solidarität mit der Bevölkerung in Rojava. Es gab Demonstrationen und Kundgebungen in Bari, Athen, Basel, Madrid und Köln sowie weitere Aktionen in Indiana, Rojava, Krakau, Finnland, Fortaleza-Ceará, Rio de Janeiro, Argentinien, Perth, Ioannina, Volos, Bilbao, Durango, Göteborg, Oslo, Genf, Mailand, Cremona, Rom und Florenz. Wir haben über 48 Aktionen in 16 Ländern gezählt.
Gestärkte Perspektive
Die zahlreichen Aktionen gegen die blutigen Geschäfte und schmutzigen Deals mit dem Erdoğan-Regime, gegen Krieg, Zerstörung und Imperialismus, waren ein starkes, ein wichtiges Zeichen. Sie haben erneut verdeutlicht, dass es weltweit Menschen gibt, die sich mit dem Bestehenden nicht abfinden, die aufstehen und dagegen protestieren. Das gibt Hoffnung. Doch es ist nicht genug. Wenn wir es nicht schaffen, unseren Protest in Widerstand umzuwandeln, wenn wir es nicht schaffen dieses mörderische System auch wirklich nachhaltig zu blockieren und dafür zu sorgen, dass das, was uns nicht passt, nicht länger geschieht, dann wird dieses Maschinerie aus Leid und Zerstörung so weitergehen. Es reicht nicht zu sagen, dass wir nicht mehr mitmachen. Wir müssen dafür sorgen, dass alle anderen auch nicht mehr mitmachen. Wenn wir dem Anspruch, den Şehîd Ronahî (Andrea Wolf) an uns setzt, gerecht werden wollen, müssen wir den Nachschub nicht nur für einen Tag kappen. Wir müssen das System, welches auf den Nachschub angewiesen ist, ändern. Wir müssen unsere Kämpfe gegen Imperialismus, Faschismus, Ausbeutung und Unterdrückung weltweit verbinden. Die Langzeitperspektive, die wir nie aus Augen verlieren sollten, muss immer der Aufbau einer internationalen Front gegen Imperialismus und Militarismus sein. Unter Bezug auf die Verteidigung der Revolution in Rojava können wir unsere Kämpfe zusammenführen, uns kennenlernen und austauschen, uns gegenseitig stärken. Das haben uns die vergangenen Aktionstage gezeigt.
Die Aktionstage waren ein erster Schritt in die richtige Richtung. Jetzt heißt es daran anzuknüpfen und die jeweiligen Kämpfe weiterzuentwickeln.