Evîn Goyî, Mîr Perwer, Abdurrahman Kızıl
In verschiedenen europäischen Städten sind am Sonnabend zahlreiche Menschen anlässlich des zweiten Todestages von Evîn Goyî (Emine Kara), Mîr Perwer (Mehmet Şirin Aydın) und Abdurrahman Kızıl auf die Straße gegangen. Die drei Kurd:innen waren bei dem tödlichen Anschlag auf das Ahmet-Kaya-Kulturzentrum am 23. Dezember 2022 in Paris von einem Franzosen ermordet worden, weitere drei Menschen wurden verletzt. Auf den Demonstrationen und Kundgebungen wurde Gerechtigkeit für die Opfer und sowie Aufklärung eingefordert. Die französische Justiz müsse endlich Licht ins Dunkel bringen, war der gemeinsame Tenor. Außerdem wurde die Militärgewalt gegen Rojava angeprangert.
Demonstration in Marseille
Eine größere Demonstration mit mehreren tausend Teilnehmenden fand in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille statt. Der Aktivist Yılmaz Serhad, der zum Vorstand des Demokratischen Kurdischen Rats in Frankreich (CDK-F) gehört, kritisierte in einer Rede die Langsamkeit der Strafverfolgungsbehörden sowie den Mangel eines echten Aufklärungswillens. Zu viele Fragen blieben auch zwei Jahre nach dem Anschlag unbeantwortet, betonte er. Außerdem bemängelte Serhad, dass das Verfahren um die Pariser Morde nur schleppend vorankomme.
Serhad verurteilte auch die gegenwärtigen Angriffe der Türkei gegen die Demokratische Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) und die Ermordung der Journalist:innen Nazım Daştan und Cihan Bilgin, die am Donnerstag bei einem gezielten Drohnenangriff des türkischen Staates in Rojava getötet wurden. „Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, sich solidarisch mit dem kurdischen Volk zu zeigen“, sagte Serhad.
Kundgebung in Brüssel
In Belgiens Hauptstadt Brüssel fand eine Kundgebung vor dem Zentralbahnhof statt. In einer auf Englisch und Französisch verlesenen Erklärung gedachten die Veranstalter:innen der Opfer des Massakers von Paris und warfen der französischen Justiz vor, einseitig zu ermitteln und Hinweise auf einen terroristischen Anschlag gegen die kurdische Community unterdrückt zu haben. Der Schütze William Malet war nach der Tat unter dem Vorwurf des „Mordes aus rassistischen Motiven“ verhaftet worden. Kurdinnen und Kurden forderten von Anfang an, dass der Angriff als terroristischer Anschlag eingestuft wird.
In der Erklärung wurde auch scharfe Kritik in Richtung „westlicher Wertegemeinschaft“ formuliert. Im Hinblick auf die Angriffe der Türkei und ihrer dschihadistischen Proxy-Armee SNA gegen die kurdische Bevölkerung in Nord- und Ostsyrien wurde der Vorwurf in den Raum gestellt, dass mit zweierlei Maß gemessen werde. „Trotz offensichtlicher Kriegsverbrechen, die von der Türkei und ihren Söldnern in der Region begangen werden, gelingt es dem Westen nicht, sich gegen die Führung in Ankara zu positionieren. Selbst wenn Journalist:innen wie Nazım Daştan und Cihan Bilgin ganz gezielt durch Drohnen getötet werden, bleibt der Aufschrei aus. Die Welt ignoriert diese Massaker.“
Weitere Protestveranstaltungen, bei denen es vordergründig um die türkische Aggression gegen Rojava ging, fanden unter anderem in Genf und Bellinzona in der Schweiz sowie in Mannheim, Frankfurt am Main und Straßburg statt.
Genf
Bellinzona
Mannheim
Frankfurt am Main
Straßburg