Proteste gegen Femizide in der Türkei

Nach einem zweifachen Femizid in Istanbul sind Frauen an vielen Orten in der Türkei und Nordkurdistan auf die Straßen gegangen und haben Schutz vor Gewalt und das Recht auf Selbstbestimmung eingefordert.

Wut und Entsetzen

In der Türkei sind in den vergangenen Tagen mindestens vier Frauen von Männern ermordet worden. Bedriye Işık wurde im Altstadtbezirk Sûr in Amed (tr. Diyarbakir) von ihrem Ehemann getötet. Der Täter war Gefreiter der türkischen Armee und beging danach Selbstmord. In Mersin-Mezitli wurde Sonay Öztürk von ihrem vermeintlichen Liebhaber erwürgt, der Mörder hat sich anschließend erschossen. Ein zweifacher Femizid an zwei jungen Frauen in Istanbul löste großes Entsetzen aus. Der Täter soll zunächst Ayşenur Halil in Eyüpsultan ermordet und anschließend Ikbal Uzuner geköpft und den Kopf von der Stadtmauer in Edirnekapı geworfen haben, bevor er selbst durch einen Sprung von der Mauer Selbstmord beging.

In vielen Städten in der Türkei und Nordkurdistan sind Frauen am Samstag auf die Straßen gegangen. Die Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen“ (KCDP) rief zu einer Protestaktion am Tatort in Edirnekapı auf und forderte Maßnahmen gegen die zunehmende Gewalt an Frauen. Eine Sprecherin des Verbands junger Feministinnen sagte in einer Rede, Ikbal Uzuner und Ayşenur Halil seien beide erst 19 Jahre alt gewesen. Der Täter soll unter einer psychische Störung gelitten haben, das sei eine gängige Behauptung bei Femiziden. Ursächlich sei jedoch die herrschende patriarchale Mentalität, so die Sprecherin: „Wir wollen selbst entscheiden, wie wir leben wollen. Es sind nicht Frauen, die Männer töten. In diesem Land werden jeden Tag Frauen von Männern ermordet, darüber sprechen wir hier. Das Problem ist die auf männlicher Herrschaft basierende Ordnung.“

Bei vielen weiteren Protestaktionen wurde die Regierungspolitik für den Anstieg von Gewalt gegen Frauen verantwortlich gemacht.