Proteste gegen den Anschlag von Paris - UPDATE
In Dutzenden europäischen Städten haben Tausende Menschen die sofortige Aufklärung des Anschlags auf das kurdische Kulturzentrum in Paris gefordert.
In Dutzenden europäischen Städten haben Tausende Menschen die sofortige Aufklärung des Anschlags auf das kurdische Kulturzentrum in Paris gefordert.
Kassel, Mannheim, Düsseldorf, Bielefeld, Gießen, Saarbrücken, Duisburg, Frankfurt, Darmstadt, Köln, Osnabrück, Freiburg, München, Stuttgart, Dortmund, Kiel, Wien und Berlin sowie in Frankreich, Italien, dem Baskenland der Schweiz und Norwegen haben am Dienstag Protestaktionen gegen den tödlichen Anschlag vom 23. Dezember auf das Ahmet-Kaya-Kulturzentrum in Paris stattgefunden.
Bei den Aktionen wurde der drei Todesopfer Emine Kara (Evîn Goyî), Mîr Perwer (M. Şirin Aydın) und Abdurrahman Kızıl gedacht und die sofortige Aufklärung des bewaffneten Angriffs gefordert. Die Aktivist:innen bezeichneten den Angriff als gezielten Terroranschlag auf die kurdische Gemeinde in Paris und machten deutlich, dass sie der These von einem rassistischen Einzeltäter keinen Glauben schenken. In Redebeiträgen wurde darauf hingewiesen, dass der Anschlag zehn Jahre nach dem politischen Attentat auf Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez stattgefunden hat und dieses Massaker bis heute von Frankreich als Staatsgeheimnis behandelt wird. Die Vertuschung der Hintergründe des ersten Massakers durch den französischen Staat sei ein deutliches Zeichen der Ermutigung an den türkischen Geheimdienst und seine Auftragskiller. Der türkische Staat kenne keine Grenzen, weil er nie Konsequenzen befürchten müsse, egal was für Verbrechen er auch begehe.
Bei den Demonstrationen und Kundgebungen wurde die internationale Gemeinschaft aufgerufen, den vom türkischen Staat begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht mehr länger schweigend zuzusehen. An den französischen Staat richtete sich die Forderung, die wahren Hintergründe des Mordanschlags von Paris aufzudecken und nicht nur den Täter, sondern auch seine Hintermänner zur Rechenschaft zu ziehen.
Die kurdischen Verbände YJK-E und KON-MED rufen für Freitag, den 30. Dezember, zu einer NRW-weiten Demonstration in Düsseldorf auf.
Wir zeigen einen kleinen Ausschnitt der Aktionen am Dienstag:
Demonstration in Kassel
Demonstration zum französischen Konsulat in Düsseldorf
Zu der Demonstration, an der auch viele solidarische Menschen teilnahmen, hatte der Verband von Frauen aus Kurdistan in Deutschland (YJK-E) aufgerufen. Bei der Auftaktkundgebung wurde der drei Todesopfer gedacht. Zübeyde Zümrüt, die Ko-Vorsitzende des Dachverbands KON-MED, forderte in einem Redebeitrag, dass der türkische Staat für den Terroranschlag in Paris und seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wie die Giftgaseinsätze gegen die Guerilla in Kurdistan, endlich zur Rechenschaft gezogen werden müsse.
In weiteren Redebeiträgen wurde vor allem dem Lebenswerk der Frauenrechtsaktivistin Evîn Goyî (Emine Kara) gedacht und immer wieder auf die offenen Fragen und Unstimmigkeiten hingewiesen. Die Kulturbewegung TEV-ÇAND gedachte in ihrem Beitrag insbesondere dem Sänger Mîr Perwer (M. Şirin Aydın), dessen Lieder während der Demonstration gespielt wurden.
Obwohl türkische Nationalisten mehrfach versuchten, zu stören und zu provozieren, konnte die Demonstration wie geplant zu Ende gebracht werden. Zum Abschluss wurde nach einem kurzen Die-in vor dem französischen Konsulat zu einer NRW-weiten Demonstration am Freitag in Düsseldorf aufgerufen.
Kundgebung vor dem Hauptbahnhof in Bielefeld
In Bielefeld fand vor dem Hauptbahnhof eine Kundgebung des kurdischen Gesellschaftszentrums DKTM und der Plattform demokratischer Kräfte statt. Sosin Kartal vom Frauenrat der Ezidinnen in Deutschland und Serzat Şengal forderten in ihren Ansprachen die Aufdeckung der Hintergründe des Attentats.
Kundgebung auf dem Berliner Platz in Gießen
Kundgebung in Saarbrücken
Demonstration in Duisburg
Demonstration in Frankfurt a.M.
Demonstration in Darmstadt
Kundgebung in Köln
An einer vom Frauenrat Viyan veranstalteten Kundgebung in Köln nahmen bekannte kurdische Musiker:innen wie Şemdîn, Sosin, Canê, Diyar, Beser Şahin, Hekîm Sefkan, Serdar Azad, Sîpan Xelat, Kewê, Zozan Zûdem und Peyman Arjîn teil. Kurd:innen aus allen vier Teilen Kurdistans sowie viele deutsche antifaschistische, internationalistische und linke türkische Organisationen wie MLKP, TKP-ML, „Alınteri“ und BİR-KAR kamen in der Nähe des Kölner Doms zusammen, um der Opfer des Attentats von Paris zu gedenken.
Der kurdische Sänger Şemdîn sagte in seinem Redebeitrag: „Unser Blut wird auf Europas Straßen vergossen. Unsere Menschen sterben. Wegen diesem Schmerz stehen wir in ganz Europa auf. Das kurdische Volk, das in Mesopotamien eine große und historische Kultur geschaffen hat, ist ständig mit Völkermord und Verleugnung konfrontiert. Trotz alledem kann dieses Volk nicht besiegt werden. Es steht aufrecht, weil es eine großartige Kultur hat. Der faschistische türkische Staat hat das kurdische Volk seit dem Tag, an dem er die Republik ausrief, nie anerkannt. Er greift nicht nur die 30 Millionen Kurdinnen und Kurden in Nordkurdistan an, sondern auch die Bevölkerung im Osten, Süden und Westen Kurdistans. Das kurdische Volk hat sich immer für Frieden eingesetzt. Rêber Apo (Abdullah Öcalan) wollte die Probleme der Kurd:innen mit friedlichen Mitteln lösen. Die europäischen Staaten sind heuchlerisch und handeln im eigenen Interesse. Heute leben mehr als drei Millionen Kurdinnen und Kurden in Europa. Warum sind sie hierher gekommen? Unser Künstler Mîr Perwer musste nach Europa kommen, weil er seine Kunst in Kurdistan nicht ausüben konnte. Er war vier Jahre lang im Gefängnis, seine Familie ist sehr verzweifelt. Evîn Goyî kam, weil sie im Krieg gegen den IS verwundet wurde. Sie war eine Frau, die ihr Leben dieser Sache gewidmet hat. Hevalê Abdurrahman war ein Patriot, der jeden Tag im Verein war. Als kurdische Kunstschaffende sind wir sehr traurig. Wir appellieren an die deutsche Regierung und fordern die Streichung der Freiheitsbewegung PKK von der Terrorliste. Diese Menschen sind keine Terroristen. Die PKK ist eine Organisation, die sich für die Kurden und Kurdistan einsetzt."
Die HDP-Exilpolitikerin Nursel Aydoğan wies in ihrer Ansprache darauf hin, dass der Widerstand, den die Kurd:innen nach dem Anschlag in Paris geleistet hätten, ein Serhildan, ein Volksaufstand gewesen sei: „Der Serhildan von Paris war unsere Antwort an die, die uns ermordet haben. Das kurdische Volk lässt sich nicht durch Morde unterkriegen.“
Zum Abschluss sangen die Teilnehmenden gemeinsam „Çerxa Şoreşê - Rad der Revolution“, den Marsch der kurdischen Befreiungsbewegung.
Kundgebung in Osnabrück
Demonstration in Wien
Demonstration in Freiburg
Demonstration in Stuttgart
Demonstration in Dortmund
Kundgebung in Kiel