Polizeigewalt bei Protesten in Istanbul
Der nach wie vor unaufgeklärte Mord an der achtjährigen Narin Güran in Amed hat in der gesamten Türkei Abscheu und Wut ausgelöst. Bei Protesten in Istanbul kam es zu Festnahmen und Polizeigewalt.
Der nach wie vor unaufgeklärte Mord an der achtjährigen Narin Güran in Amed hat in der gesamten Türkei Abscheu und Wut ausgelöst. Bei Protesten in Istanbul kam es zu Festnahmen und Polizeigewalt.
Der nach wie vor unaufgeklärte Mord an Narin Güran in Amed (tr. Diyarbakir) hat in der gesamten Türkei Abscheu und Wut ausgelöst. Die Achtjährige war im August verschwunden und wurde 19 Tage später, am 8. September, tot aufgefunden. In Istanbul haben mehrere Straßenaktionen stattgefunden, bei denen gegen die undurchsichtigen Ermittlungen der Behörden protestiert und eine transparente Aufklärung gefordert wurde. Die Proteste richteten sich auch gegen die türkische Regierungspolitik, die das patriarchale Familienmodell als „heilig“ propagiert. Als Tatverdächtiger gilt ein Onkel von Narin Güran, auch ihre Mutter und weitere Familienmitglieder befinden sich mittlerweile in Untersuchungshaft.
Bei den Protesten in Istanbul kam es zu mehreren Festnahmen und Polizeigewalt. Bei einer Kundgebung der Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen“ (KCDP) in Kadiköy wurden zwei Frauen wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz festgenommen. Die queer-feministische Studierendengruppe Demir Leblebi wurde von der Polizei daran gehindert, eine Erklärung auf der zentralen Istiklal Caddesi abzugeben. Sieben Frauen wurden in Gewahrsam genommen und nach eigenen Angaben misshandelt. Wie eine Aktivistin berichtete, wurden die Frauen gewaltsam entkleidet und dabei von männlichen Polizisten gefilmt. Auf der Wache seien sie gezwungen worden, eigene Aufnahmen des Polizeieinsatzes von ihren Mobiltelefonen zu löschen.
Eine Protestaktion von Jugendaktivist:innen am 10. September fand im Polizeikessel statt, im Nachgang wurden fünf Personen festgenommen und mit Handschellen auf dem Rücken abgeführt. Bei dem Polizeieinsatz wurde auch Gewalt gegen Journalist:innen ausgeübt. Einer der Festgenommenen berichtete, er sei ohne Vorwarnung angegriffen und auf dem Weg zum Gefangenentransporter auf den Kopf und in den Nacken geschlagen worden. Die Handschellen wurden erst nach vier Stunden abgenommen. Die Rechtsanwältin der Betroffenen kündigte Strafanzeige wegen physischer und psychischer Gewalt durch Polizeibeamte an.