Polizeiangriffe gegen Gedenken an Pirsûs-Massaker

Bei einem Polizeiangriff auf eine Gedenkveranstaltung der Familien der Opfer des Pirsûs-Massakers wurden 13 Personen in Ankara festgenommen. In Istanbul stoppte die Polizei eine Demonstration und nahm sechs Personen fest.

Im Rahmen der Kampagne „Gerechtigkeit für Suruç – Gerechtigkeit für alle“ haben Angehörige versucht, in Ankara eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Massakers vom 10. Oktober 2015 abzuhalten. Damals waren 103 Friedensdemonstrant:innen von IS-Attentätern getötet worden. Die Familienangehörigen der am 20. Juli 2015 in Pirsûs (tr. Suruç) ermordeten 33 jungen Aktivist:innen hatten versucht, sich am Bahnhof in Ankara zu versammeln. Sie wurden von der Polizei einkesselt und mit Pfefferspray angegriffen. 13 Personen wurden festgenommen.

Festnahmen bei Gedenken in Istanbul

Auch in Istanbul fand ein Polizeiangriff auf Aktivist:innen statt. Eine Gruppe aus Mitglieder der Sozialistischen Partei der Unterdrückten (ESP) und der Föderation der Sozialistischen Jugendvereine (SGDF) wollte mit einem Marsch zum Galatasaray-Platz an das Massaker von Pirsûs erinnern und Gerechtigkeit einfordern. Die Polizei stoppte die Demonstration und nahm sechs Aktivist:innen fest.

Drei große Massaker im Jahr 2015

Mit ihrer Kampagne fordern die Familienangehörigen Gerechtigkeit für die Opfer der Massaker des türkischen Staates. Im Jahr 2015 erschütterten drei schwere Anschläge auf die demokratische Opposition das Land. Am 5. Juni 2015, nur zwei Tage vor der Parlamentswahl, wurde ein Anschlag auf eine Kundgebung der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Amed (Diyarbakır) verübt, bei dem fünf Menschen starben und Hunderte weitere verletzt wurden. Darauf folgte der Anschlag von Pirsûs und am 10. Oktober das Bahnhofsmassaker von Ankara. Hinter allen Anschlägen steckten von der Polizei observierte und bekannte Dschihadisten.