Polizei verschleppt Leichnam von verstorbenem Gefangenen

Türkische Polizeikräfte haben den Leichenwagen, in dem die sterblichen Überreste des politischen Gefangenen Vefa Kartal transportiert wurden, umgeleitet und Kartal ohne Teilnahme seiner Angehörigen in Manisa beerdigt.

Die Schikanen gegen die Familien der politischen Gefangenen eskalieren immer weiter. Wie wir bereits berichtet haben, verstarb der schwer kranke politische Gefangene Vefa Kartal am 30. Mai im F-Typ Gefängnis von Edirne. Seine Familie hatte in den letzten Monaten 23 Mal seine Freilassung beantragt. Seit März herrschte aufgrund der Corona-Krise ein Besuchsverbot im Gefängnis. Wiederholt wurde Kartal auch in dieser Zeit die Behandlung verweigert.

Nach seinem Tod hörte die Repression gegen ihn und seine Familie nicht auf. Nachdem seine Angehörigen am Sonntag den Leichnam Kartals von der Trakya-Universitätsklinik abgeholt hatten, wurde die Familie von der Polizei gestoppt und der Leichenwagen umgeleitet. Polizisten informierten später die Angehörigen telefonisch, dass der Leichnam beerdigt wurde. Vefa Kartal wurde ohne Beteiligung seiner Angehörigen auf einem Friedhof in Manisa begraben.

Die Repression scheint eine Reaktion der Polizei auf die breite Berichterstattung zum Tod von Vefa Kartal zu sein. Die Familie berichtete, dass Polizisten sie mehrfach auf die Berichte ansprachen und die Familie bedrohten.

Der politische Gefangene Vefa Kartal verstarb nach 24 Jahren Haft. Er litt an Herzrhythmusstörungen, Hirntumoren, Bluthochdruck, Hepatitis B, Magengeschwüren und verschiedenen anderen chronischen Krankheiten.

Nach Angaben des Menschenrechtsvereins IHD befinden sich 1330 kranke Gefangene in türkischen Haftanstalten, bei 457 sei die Situation kritisch.