Politischer Gefangener in Krankenhaus gestorben

Ein wegen „Terrorismusvorwürfen“ verurteilter Kurde ist in einem türkischen Krankenhaus an den Folgen diverser Erkrankungen verstorben. Seine nach Amed transportierte Leiche wurde mit offenen Wunden in einen hölzernen Sarg gelegt.

Blutende Leiche in Holzsarg

Die Türkei ist eine Diktatur. Am Umgang mit der kurdischen Bevölkerung wird dies immer wieder besonders deutlich. Eine Gesellschaftsgruppe, deren Unterdrückung der Staat aber konstant brutal und entwürdigend hält, ist die der politischen Gefangenen. Haben sie dazu noch kurdische Wurzeln, geben sich die Herrschenden einen Freifahrtschein für ihre Abstrafung.

So auch im Fall von Şefik Esen. Der 36-Jährige aus Amed (tr. Diyarbakır) wurde im vergangenen Dezember wegen angeblicher Propaganda für eine „Terrororganisation“ verhaftet und bald darauf zu einer Haftstrafe verurteilt. Seither saß er in einem Hochsicherheitsgefängnis in der westanatolischen Provinz Afyon ein – trotz diverser chronischer Erkrankungen wurde er nicht haftverschont.

Die letzten vierzig Tage lag Esen wegen seines schlechten Gesundheitszustands im Klinikum der Universität Osmangazi in Eskişehir. Dort ist er nun verstorben. Die genauen Hintergründe sind derzeit noch unbekannt. Auch aufgrund welcher Erkrankung er vor rund sechs Wochen in das Universitätskrankenhaus eingeliefert wurde, ist unklar. Klar ist jedoch, dass Esens Leichnam mit offenen Wunden, ohne jegliche Totenversorgung, in einen hölzernen Sarg gelegt wurde – um umgehend an den Flughafen von Ankara verfrachtet zu werden.

Würdevoller Umgang mit Toten ist Menschenrecht und berührt Rechte von Hinterbliebenen

Ein von Familienangehörigen Esens an die Nachrichtenagentur Mezopotamya übermitteltes Video zeigt den mutmaßlichen Sarg mit der Leiche des Kurden. Auch darin zu sehen: Blut, das aus dem Sarg auf die Piste tropft und Flughafenangestellte, die die Stelle sowie das X-Ray-Gerät, durch den der Totenbehälter geschickt wurde, mit einem Wasserschlauch reinigen. Esens Vater gab an, die Grundversorgung des Leichnams vom Krankenhauspersonal „mit Nachdruck“ eingefordert zu haben, doch man habe abgeblockt. Immerhin erklärte sich der Flughafen Ankara bereit, den Sarg mit einer Folie zu umwickeln. Wohl auch nur, um die Maschine nicht dem Blut Esens zu beschmutzen. Der 36-Jährige soll nun in seiner Geburtsstadt Xana Axpar (Çınar) in Würde beerdigt werden.