Polen: „Im Dönerladen nach Öcalan-Bildern gesucht“

Harûn Jirkî ist einer der Kurden, die in Polen bei einer breit angelegten Razzia festgenommen wurden. Wie er berichtet, haben an den Durchsuchungen beteiligte Polizisten erklärt, vom türkischen Geheimdienst MIT zu sein.

In Polen hat am 4. Oktober eine breit angelegte Razzia gegen Kurdinnen und Kurden stattgefunden. Fünfzig Personen wurden festgenommen, Telefone, Computer und Speichermedien sind beschlagnahmt worden. Einer der Betroffenen hat sich gegenüber Yeni Özgür Politika zu der Razzia geäußert. Harûn Jirkî ist einer der Kurden, die in Poznan (dt. Posen) festgenommen wurden. Er berichtet, dass eine Newroz-Feier im Jahr 2018 als Begründung genannt wurde: „Der Grund für die Durchsuchungen waren PKK-Fahnen und Bilder von Abdullah Öcalan, die zu Newroz gezeigt wurden. Außerdem wurde vom Verdacht auf finanzielle Unterstützung der Organisation und Waffenbesitz gesprochen.“

Laut Jirkî haben an der Durchsuchung beteiligte Polizisten behauptet, dass sie vom türkischen Geheimdienst MIT sind. Zudem hätten Polizisten, die auf der Schulter eines in Warschau festgenommenen Kurden ein eintätowiertes Bild von Kommandant Egîd gesehen hätten, untereinander Türkisch gesprochen und gesagt: „Das ist Mahsum Korkmaz.“

Dönerläden durchsucht

Jirkî ist davon überzeugt, dass die Operation das Ergebnis eines Deals zwischen Polen und der Türkei ist: „Die Durchsuchungen waren amateurhaft und hektisch. In einem Kebab-Restaurant wurden Waffen zwischen den Kartoffeln gesucht, in einem Dönerladen nach Bildern von Abdullah Öcalan. Betroffen waren nicht nur Kurden, auch die Wohnungen von Türken, die Kontakt zu Kurden haben und mit ihnen zusammenarbeiten, wurden durchsucht. Ihre Computer und Telefone wurden beschlagnahmt.“

Harûn Jirkî weist darauf hin, dass in den polnischen Medien nicht über die Razzia berichtet wurde: „Deshalb gehen wir davon aus, dass sie geheim war und mit dem türkischen Staat zusammenhängt.“

Lediglich in einem Bericht im ultrakonservativen Portal fronda.pl wurden die Massenfestnahmen als Skandal bezeichnet.

KCDK-E: Polen muss Kollaboration mit Erdogan beenden

Der kurdische Europaverband KCDK-E hat die Razzien gegen Kurdinnen und Kurden in Polen verurteilt und ebenfalls auf Türkisch sprechende Polizisten bei den Durchsuchungen hingewiesen. Das erhärte den Verdacht, dass die Maßnahme in Zusammenarbeit mit dem türkischen Geheimdienst MIT stattgefunden habe, erklärte der KCDK-E am Mittwoch und forderte: „Die polnische Regierung muss ihre schmutzige Kollaboration mit dem AKP/MHP-Regime und der Erdogan-Diktatur beenden.“