Die Razzia gegen die kurdische Bewegung am Dienstag in Polen hatte ein viel größeres Ausmaß als bisher bekannt war. Nach Angaben des kurdischen Europadachverbands KCDK-E sind am Dienstagmorgen die Wohnungen und Arbeitsstellen von fünfzig Kurdinnen und Kurden durchsucht worden. Die polnische Polizei habe sich dabei verhalten „wie die Sicherheitskräfte des faschistischen AKP/MHP-Regimes“ und unmenschliche Methoden angewandt, die dem Vorgehen in der Türkei in nichts nachstünden. Begründet worden sei die Maßnahme mit Argumenten, die auch vom türkischen Staat bei der Terrorisierung der Bevölkerung Kurdistans genutzt würden, teilt der KCDK-E mit:
„Mit der Begründung, dass Kurdinnen und Kurden für ihre eigene Sprache und Identität eintreten, wurde das Recht mit Füßen getreten. Viele Menschen wurden stundenlang in ihren eigenen Wohnungen wie Gefangene behandelt und unter Druck gesetzt. Als sie auf die Wache gebracht wurden, waren sie hässlicher Unterdrückung und Erniedrigung ausgesetzt.“
Zusammenarbeit mit dem MIT?
Zwei der an der Operation beteiligten Polizisten hätten Türkisch gesprochen. Das erhärte den Verdacht, dass die Maßnahme in Zusammenarbeit mit dem türkischen Geheimdienst MIT stattgefunden habe. „Wenn diese Operation tatsächlich gemeinsam mit staatlichen Mitarbeitern der Türkei durchgeführt wurde, ist sie noch hässlicher und nicht hinnehmbar. Es würde bedeuten, dass Polen internationale Rechtsstandards und die eigenen Gesetze mit Füßen tritt und die Massaker und die schmutzige Politik des türkischen Staats in Kurdistan unterstützt und sich sogar daran beteiligt“, erklärt der KCDK-E und wirft die Frage auf, was dem polnischen Staat zugesagt wurde, damit er sich in den Dienst der Erdogan-Regierung stelle.
„Wir fordern die polnische Regierung auf, dieses falsche Vorgehen sofort einzustellen. Der faschistische türkische Staat ist der Freund von keinem Land und keinem Volk. Von der polnischen Regierung fordern wir, dass sie sich an demokratische Grundrechte und die internationale Menschenrechtskonvention hält. Als KCDK-E verurteilen wir die Razzien und Maßnahmen gegen Kurdinnen und Kurden in Polen. Die polnische Regierung muss ihre schmutzige Kollaboration mit dem AKP/MHP-Regime und der Erdogan-Diktatur beenden. Die polnische Öffentlichkeit und alle Verteidiger:innen der Demokratie rufen wir auf, zu protestieren und sich mit den Kurd:innen zu solidarisieren“, so der Europaverband KCDK-E.