Pirsûs-Akte unter Geheimhaltung

Die Prozessakte zum Tod von Hacı Esvet Şenyaşar und seiner Söhne Adil und Cemal Şenyaşar in Pirsûs (Suruç) ist unter Geheimhaltung gestellt worden.

Gestern wurde Fadıl Şenyaşar (34) bei seiner Entlassung aus dem Krankenhaus festgenommen und später verhaftet. Vom Tod seines Vaters und seiner beiden Brüder erfuhr er bei der Staatsanwaltschaft.

Am Donnerstag war Fadıl Şenyaşar in Pirsûs in der nordkurdischen Provinz Riha (Urfa) von Angehörigen und Leibwächtern des AKP-Abgeordneten İbrahim Halıl Yılıdız mit Schusswaffen angegriffen worden. Bei dem Angriff verlor er seinen Vater Hacı Esvet Şenyaşar sowie seine Brüder Adil und Cemal Şenyaşar. Nach seiner Entlassung aus der Krankenhausbehandlung in Amed (Diyarbakır) wurde er festgenommen und zum Justizgebäude in Riha gebracht. Şenyaşar erfuhr erst vom Tod seines Vaters und seiner Brüder, als er mit Verbänden um den Kopf und den Hals der Staatsanwaltschaft vorgeführt wurde.

Zu der Anschuldigung des vorsätzlichen Todschlags und des unerlaubten Waffenbesitzes erklärte er, nicht in der Lage zu sein, eine Aussage zu machen. Seine Verteidiger*innen wiesen auf seine Verletzung hin, die weiterhin stationär behandelt werden müsse. Sie forderten seine Freilassung und Personenschutz.

Auch vor dem Haftrichter konnte Şenyaşar keine Fragen beantworten. Seine Anwältin Sevda Çelik Özbingöl gab an, ihr Mandant sei das Tatopfer, da er an seinem Arbeitsplatz angegriffen worden sei. Es gebe Fotos von der Tat, die diese Tatsache belegten, allerdings sei die Akte unter Geheimhaltung gestellt worden und der Verteidigung sei es daher nicht möglich, alle Beweismittel zu sichten. Weiter führte sie aus, falls ihr Mandant eine Schusswaffe benutzt habe, dann um sich selbst zu schützen.

Rechtsanwalt Gökhan Dayık warf dem Gericht Parteilichkeit vor. Die Verhaftung seines Mandanten komme einem vierten Mord gleich, da seine Sicherheit im Gefängnis nicht gewährleistet werden könne. Er wies weiter darauf hin, dass gegen die Täter, die seinen Mandanten verletzt hätten, keinerlei Ermittlungen eingeleitet worden seien.

Das Gericht wies alle Einwände zurück und erließ Haftbefehl. Fadıl Şenyaşar wurde in das T-Typ Gefängnis Nr. 1 in Riha überstellt.