Nürnberg: Wahlbeobachterinnen berichten live aus Amed

„Die Stimmung ist wirklich unglaublich. Wir sind jeden Tag auf der Straße und fahren in die Dörfer. Die Menschen hier vor Ort haben eine unglaubliche Kraft", berichten Nürnberger Wahlbeobachterinnen aus der kurdischen Metropole Amed.

Am Donnerstag kamen knapp 20 Menschen im Heizhaus Nürnberg, einem Soziokulturprojekt des Quellkollektiv e.V., zusammen, um live aus Amed (tr. Diyarbakir) die Situation vor den Wahlen und des Wahlkampfes der YSP (Grüne Linkspartei) zu erfahren. Die Ortsgruppe Defend Kurdistan Nürnberg begrüßte die Interessierten mit Çay und Suppe, um gemeinsam gekräftigt in den Abend zu starten. Nach ein paar einleitenden Worten zum Abend wurden zwei Nürnbergerinnen begrüßt, die schon seit Wochen vor Ort sind, um die Yeşil Sol Parti in ihrem Wahlkampf zu unterstützen und die Wahl zu beobachten und davon zu berichten.

Einleitend erläuterten die Referentinnen die Strategie der YSP, die anstelle der von einem Verbot bedrohten HDP bei den Parlamentswahlen antritt und als Präsidentschaftskandidaten den CHP-Vorsitzenden Kemal Kılıçdaroğlu unterstützt. Die Nürnberger Wahlbeobachterinnen erzählten, wie positiv die Stimmung in Amed ist und dass die Menschen euphorisch und kämpferisch nach vorne schauen: „Die Stimmung ist wirklich unglaublich. Wir sind jeden Tag auf der Straße und sprechen mit Menschen. Wir fahren in die Dörfer und erklären unsere Wahlkampftaktik. Die Freundinnen und Freunde hier vor Ort haben eine unglaubliche Kraft." Begleitend zu dem Bericht wurden Fotos gezeigt, die diese Energie aufgefangen haben.

Die Nürnbergerinnen schilderten jedoch auch die prekäre Situation vor Ort und berichteten von Festnahmen und Verhaftungen und dem abstoßenden, manipulativen Wahlkampf der Regierungspartei AKP. Es sei deutlich, dass die Faschisten Angst vor dem Wahlergebnis haben und deshalb mit allen undemokratischen Mitteln versuchen, den Sieg an sich zu reißen. So werde etwa bei Wahlkampfauftritten von Erdoğan ein manipuliertes Video genutzt, in dem eine vermeintliche Nähe zwischen seinem Konkurrenten Kılıçdaroğlu und dem Guerillakommandanten Murat Karayilan suggeriert wird. Die beiden Nürnberger Wahlbeobachterinnen wiesen in ihrer Analyse der politischen Taktiken darauf hin, dass besonders Politikerinnen und Aktivistinnen ins Visier des frauenfeindlichen türkischen Regimes geraten.

Abgeschlossen wurde der Bericht mit den Worten: „Auch wenn wir hier viel Negatives berichten, ist die Hoffnung riesig. Die Stimmung ist unfassbar stark und die Menschen hier und auch wir blicken hoffnungsvoll nach vorne. Jin, Jiyan, Azadî! Bijî Kurdistan!"

Im Anschluss an die Live-Schaltung klang der Abend mit einer Diskussion über den Bericht und den Ausgang der Wahlen aus. Defend Kurdistan Nürnberg bedankte sich bei den Referentinnen in Amed für ihren Bericht sowie für die Übersetzung und bei den Teilnehmenden für ihr Interesse.