Nürnberg sagt „Newroz Pîroz Be!“

In Nürnberg zog zum Newroz ein bunter Demonstrationszug mit lauten Parolen durch die Straßen der Frankenmetropole – Ausdruck des entschlossenen Widerstands gegen Unterdrückung, Kolonialismus und Faschismus.

Trotz des immer wilder um sich schlagenden AKP/MHP-Regimes prägten Hoffnung und Zuversicht den Newroz der kurdischen Bewegung und ihrer internationalistischen Freund*innen in der Frankenmetropole. Ein bunter Demonstrationszug zog mit lauten Parolen durch die Straßen Nürnbergs – Ausdruck des entschlossenen Widerstands gegen Unterdrückung, Kolonialismus und Faschismus.

 

Im kollektiven Gedächtnis jederzeit präsent war der Schmied Kawa der alten Legende und Mazlum Doğan, der am 21. März 1982 mit drei Streichhölzern das Fanal zum Großen Widerstand gab. Deren Erbe sind die Kämpfer und Kämpferinnen der Guerilla, die Gare gegen die türkische Besatzer-Armee verteidigten, die in mehreren Reden erwähnt wurden. Und es wurde der Gefallenen erinnert, deren Weg des Widerstands jetzt andere fortsetzen.

Parallele Kundgebung der Roten Hilfe

Auf einer parallelen Kundgebung der Roten Hilfe zum Tag der politischen Gefangenen sprach auch ein Vertreter des Medya Volkshauses und erinnerte an Yılmaz Acıl und Mustafa Tuzak, die im letzten Jahr wegen angeblicher PKK-Mitgliedschaft in Bayern verhaftet wurden. Möglich wurde dies aufgrund der Verfolgungsermächtigung der deutschen Regierung, die den türkischen Faschismus bis heute stützt.

Beherrschendes Thema: Freiheit für Abdullah Öcalan

Das beherrschende Thema des Newroz 2021 aber war die Forderung nach Freiheit für Abdullah Öcalan, dem Mitbegründer der PKK. Er war es, der die Freiheitsbewegung praktisch und ideologisch zu dem machte, was sie heute ist: Eine starke, international vernetzte und sich selbst verteidigende Bewegung, die eine Alternative zu den Verwerfungen der Kapitalistischen Moderne aufzeigt. Gerade die Corona-Pandemie verdeutlicht wie unter einem Brennglas, dass der menschenfeindliche Neoliberalismus mit seinen ökologischen Verwüstungen, der patriarchalen Gewalt und dem Raub gesellschaftlicher Ressourcen abgewirtschaftet hat. Mit Öcalans Konzepten einher geht die Hoffnung auf eine demokratische Nation freier und selbstbestimmter Menschen, die ihren Egoismus überwinden und lernen, kollektiv zu leben. Die Vorschläge des kurdischen Repräsentanten bieten Lösungen für mannigfache gesellschaftliche Probleme. Die zahlreichen Initiativen weltweit, die sich für die Freiheit von Abdullah Öcalan einsetzen, beweisen: Er ist nicht nur für Kurden und Kurdinnen zum Symbol des Widerstands gegen das marode System von Staat, Macht und Gewalt geworden. Mit ihm verbindet sich die Hoffnung auf ein Leben aller in Freiheit und Selbstbestimmung.

Feuer brennt für die Forderung nach einem freien Leben

Wie wirkmächtig Öcalans Ideen sind, kann man auch daran erkennen, mit welcher Verbissenheit versucht wird, den geistigen Vater der Befreiungsbewegung zu bekämpfen. Seit 22 Jahren versucht der türkische Staat Abdullah Öcalan zu isolieren. In Deutschland wurde sein Abbild verboten, seine Schriften werden zensiert. Er soll verschwinden, weil die Hegemonialmächte genau wissen, welche Sprengkraft in der Bewegung steckt, die er begründete. Doch alle Versuche die Bewegung mundtot zu machen und zu kriminalisieren, scheiterten. „Rêber Apo”, wie Öcalan von Kurd*innen genannt wird, ist lebendig und allgegenwärtig – gerade bei den Newroz-Festen, wie die Parolen „Bijî Serok Apo” immer wieder bewiesen. Die Zeit ist reif für Öcalans Freiheit, sie ist reif für ein Ende der Barbarei. Alle Feiernden in Nürnberg waren sich einig: Jedes Newroz-Feuer brennt für den Widerstand gegen Unterdrückung, Rassismus, Femizide, Kolonialismus und Besatzung, es brennt für die Forderung nach einem freien Leben.

Feuer des Widerstands am Plärrer

Am Plärrer, einem Verkehrsknotenpunkt in Nürnberg, endete der Demo-Zug. Unter großem Applaus wurde das Feuer des Widerstands entzündet. Dann folgten Ansprachen in Kurdisch und Türkisch sowie Grußbotschaften von Partizan, AGIF und der Interventionistischen Linken.

Wenngleich die Pandemie diesmal einen größeren physischen Abstand erzwang, so schufen auch in diesem Jahr Musik und Tänze wieder das Gefühl von „Hevaltî“, das mit Freundschaft, Zusammengehörigkeit oder Solidarität nur unzureichend beschrieben wird, aber eine – vielleicht die wichtigste – Stärke der Freiheitsbewegung ist.