Fünf Jahre nach Alan Kurdi: „Kinder sterben vor Europas Haustür“

Die NGO „Save the Children” erinnert an den Tod des Kleinkindes Alan Kurdi im Mittelmeer vor fünf Jahren und macht darauf aufmerksam, dass noch immer Kinder vor Europas Haustür sterben.

Genau fünf Jahre ist es her, als die Leiche des kleinen Alan Kurdi aus Kobanê an die Ufer der Ägäis gespült wurden. Die Bilder gingen um die Welt und wurden zum Ausdruck der Brutalität des EU-Grenzregimes. Alan Kurdi ist jedoch kein Einzelfall, sondern eines von unzählig vielen Kindern, die vor den Küsten Europas sterben. Die NGO „Save the Children“ nahm in einer Pressemitteilung Stellung zur Situation an den EU-Außengrenzen.

Anita Bay Bundegaard, Europadirektorin von „Save the Children“, erklärt: „Noch immer sterben Kinder vor Europas Haustür und die Staats- und Regierungschefs sehen weg.“ Die NGO fordert, den Kinderrechten eine besondere Bedeutung einzuräumen. Kinder sollten nach ihrer Ankunft unverzüglich Zugang zu Asyl und Schutz erhalten. Minderjährige dürften nicht inhaftiert werden. Zudem seien mehr legale Wege nach Europa nötig, etwa über eine vereinfachte Familienzusammenführung. Insbesondere unbegleitete minderjährige Schutzsuchende leiden bitter aufgrund der Trennung von ihren Familien. Hohe bürokratische Hürden verhindern häufig den Nachzug, so dass aus den Kindern Jugendliche und schließlich Erwachsene werden, denen der Anspruch auf Familiennachzug trotz eindeutiger Rechtslage systematisch verweigert wird.

Mehr als 10.000 gestrandete Kinder auf griechischen Inseln

Die Direktorin klagt an, es sei „inakzeptabel, wie Europa Kinder in ihrer größten Not behandelt“. Sie weist darauf hin, dass seit August 2019 Tausende gestrandete Kinder auf den griechischen Inseln ihrem Schicksal überlassen werden, „weil Europa nicht willens ist, sich um die Kinder zu kümmern“.

210.000 unbegleitete Minderjährige beantragten Asyl in der EU

Die NGO weist auch auf die hohe Zahl von unbegleiteten minderjährigen Schutzsuchenden hin. In den vergangenen fünf Jahren hätten rund 210.000 Minderjährige in der EU Asyl beantragt. Allerdings sei die Dunkelziffer weitaus höher. Viele der Kinder und Jugendlichen sind „verschwunden“ und ihr Schicksal ist unbekannt. Insbesondere illegalisierte Kinder und Jugendliche leben in permanenter Angst vor Inhaftierung und Abschiebung. Die meisten der unbegleiteten Minderjährigen stammen aus Afghanistan, Syrien und Eritrea und leben in Deutschland, Griechenland, Italien und Schweden.

Titelbild: 2000 Kinder aus Efrîn widmen Alan Kurdi ein von ihnen gemaltes 500 Meter langes Bild.