Mahnwachen in Gedenken an Alan Kurdi

Vor fünf Jahren ertrank fast die gesamte Familie Kurdi im Mittelmeer. Das Bild der Leiche des kleinen Alan wurde zum Symbol der Grausamkeit des europäischen Grenzregimes. Die Hilfsorganisation Sea-Eye ruft zu seinem Todestag zu Mahnwachen auf.

Alan Kurdi, dessen Leichnam nach Ertrinken an der türkischen Küstenstadt Bodrum angeschwemmt wurde, wurde 2015 zum Symbol der Flüchtlingskrise. Seine Familie stammt aus Kobanê in Nordsyrien/Westkurdistan. Als sich der Bürgerkrieg in Syrien intensivierte, siedelte der Vater Abdullah Kurdi allein in die Türkei über und arbeitete in Istanbul zwei Jahre in der Textilindustrie. Mit der Bombardierung von Kobanê holte er seine Familie nach. Nachdem Bemühungen einer in Vancouver lebenden Tante des Jungen, eine legale Überführung nach Kanada zu organisieren, fehlgeschlagen waren, entschied sich die Familie, mithilfe von Schleppern die griechische Insel Kos zu erreichen. Bei dem Versuch, das Mittelmeer auf einem Schlepperboot zu überqueren, kenterte das Boot im hohen Wellengang. Neben Alan ertranken auch sein fünfjähriger Bruder Galip, seine Mutter Rehan und neun weitere Menschen. Neun Menschen konnten gerettet werden, von der Familie Kurdi überlebte nur der Vater Abdullah.

In Gedenken an Alan Kurdi und aus Protest gegen die grausame Grenzpolitik der EU benannte die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye ein Schiff nach Alan. Nun kündigt Sea-Eye zum fünften Todestag des Jungen am 2. September Mahnwachen für die Familie Kurdi in verschiedenen deutschen Städten an, um an das Schicksal aller Menschen, die im Mittelmeer ertrunken sind, zu erinnern. „Es ist zur Normalität geworden, dass schutzsuchende Menschen an Europas Außengrenzen sterben. Das muss sich ändern!“, fordert Sea-Eye.

„Eine Reporterin fand die Leiche des jungen Alan, mit einem roten T-Shirt und einer blauen Hose bekleidet, mit dem Gesicht im Sand an einem türkischen Strand. Das Foto des kleinen Alan ging um die Welt, zeigte es doch an einem Einzelschicksal, was die Abschottungspolitik für flüchtende Menschen bedeutet. Am 2. September 2020 wollen wir um 18 Uhr in möglichst vielen Städten Alan, Ghalib, Rehanna und all denjenigen gedenken, die die Flucht über das Mittelmeer nicht überlebt haben. Dazu werden wir mit Transparenten, Kreidebotschaften, Redebeiträgen etc. auf die Situation im Mittelmeer aufmerksam machen.“ Die Mahnwachen seien ein Aufschrei, um die Politik endlich zum Umdenken zu bewegen.

„Komm zu einer unserer Mahnwachen und erhebe deine Stimme gegen die Abschottungspolitik der EU. Gibt es in deiner Stadt noch keine Mahnwache? Dann ergreife die Initiative und veranstalte selber eine. Es ist ganz leicht. Infos und Material erhältst du von uns. Schreib uns einfach eine E-Mail: [email protected]. Seid online in den sozialen Medien aktiv, postet und teilt Beiträge mit dem Hashtag #LeaveNoOneToDie.“

Im Moment sind folgende Mahnwachen angekündigt:

Deutschland

Berlin: Auf dem Washington-Platz

Bonn: Vom Münsterplatz zum Hofgarten

Kaiserslautern: Auf dem Guimarães-Platz

Köln: Auf dem Roncalli-Platz

Münster: Ort wird auf www.sea-eye.org bekanntgegeben

Wiesbaden: Ort wird auf www.sea-eye.org bekanntgegeben

Schweiz

Bern: Auf dem Helvetiaplatz