Newroz in Berlin, Dresden, Bodensee und Bielefeld
In Berlin, Dresden und am Bodensee gab es am Sonntag ebenfalls Feiern zum kurdischen Neujahrsfest, in Bielefeld fand eine von Teko-JIN organisierte Demonstration statt.
In Berlin, Dresden und am Bodensee gab es am Sonntag ebenfalls Feiern zum kurdischen Neujahrsfest, in Bielefeld fand eine von Teko-JIN organisierte Demonstration statt.
Das Neujahrsfest Newroz am 21. März ist eines der wenigen interkulturellen Erben der Menschheitsgeschichte aus Mesopotamien. Seit Jahrtausenden wird dieser Tag von vielen Völkern in den Regionen Zentralasiens, des Mittleren Ostens, auf der Balkanhalbinsel und im Kaukasus traditionell gefeiert und geehrt. Seit 2010 ist Newroz mit Beschluss der Generalversammlung der Vereinten Nationen als internationaler Tag als Kulturerbes offiziell anerkannt.
Für die Menschen in Kurdistan und die kurdische Gesellschaft in der Diaspora hat dieser Tag eine besondere Bedeutung, da er eine wichtige Säule der kulturellen Identität darstellt. Das Aufbegehren des kurdischen Schmieds Kawa gegen den persischen Tyrannen Dehak bleibt bis heute ein starkes Leitmotiv. Denn noch heute sind Kurdinnen und Kurden in vielen Ländern der Repression, Assimilierung und Unterdrückung ausgesetzt. Newroz gilt daher seit dem Sieg von Kawa Hesinkar über den Despoten Dehak als ein Symbol des Widerstands und für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Würde.
1200 Menschen in Berlin
Vor diesem Hintergrund hatte der kurdische Dachverband KON-MED dazu aufgerufen, das diesjährige Newroz in Deutschland im Zusammenhang mit der Offensive „Schluss mit Isolation, Faschismus und Unterdrückung! - Zeit für Freiheit!“ zu begehen. In der Bundeshauptstadt Berlin versammelten sich daher etwa 1200 Menschen aus migrantischen, antifaschistischen, linken und internationalistischen Spektren diesen Sonntag am Kreuzberger Oranienplatz zu einer Feier. Nach Angaben des Organisationskomitees waren dreimal so viele Personen gekommen wie angemeldet. Das führte dazu, dass die Veranstaltung vorzeitig beendet werden musste, weil die Corona-Vorschriften nicht eingehalten werden konnten, hieß es. Ursprünglich war geplant, bis 19 Uhr zu feiern.
Die Feier begann mit einer Schweigeminute für die Gefallenen der kurdischen Freiheitsbewegung. Es folgte eine Rede von Abdullah Öcalan, die über Lautsprecher eingespielt wurde. Redebeiträge gab es im Namen der Freien Kurdistan-Föderation Ostdeutschland und der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E). Am Rande der Zusammenkunft gab es wohl mehrere Personalienfeststellungen durch die Polizei, die ihr Vorgehen mit angeblich „verbotenen Fahnen” begründete. Ein Aktivist sei aus der Kundgebung wegen des Rufens der Parole „Bijî Serok Apo” (Es lebe der Vordenker Apo, gemeint ist Abdullah Öcalan) herausgefoscht und festgenommen worden. 2019 hatte die Staatsschutzkammer des Landgerichts Berlin entschieden, dass der Ausruf nicht strafbar ist.
Gegen 16 Uhr wurde schließlich das etwa eine Stunde zuvor entzündete Newroz-Feuer von der Polizei gelöscht – weil sich zu viele Menschen um die Feuerstelle drängten. Die Veranstalter*innen beendeten das Fest daraufhin, da die Polizei wegen Hygiene-Auflagen immer wieder Druck machte. Bis zum Auslöschen des Feuers war die Stimmung aber gut.
Feier am Königsufer in Dresden
In Dresden gab es ebenfalls eine Feier. Das diesjährige Newroz widmete die kurdische Community den Gefallenen des Widerstands in Kurdistan, aber vor allem dem Aktivisten Halil Şen, der sich am 12. Februar 2021 hinter dem Sächsischen Landtag selbst verbrannt hatte. Die Selbstverbrennung markierte seinen Protest gegen die anhaltende Isolation von Abdullah Öcalan auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali.
Auch ein Thema bei der Feier: Das Verbotsverfahren gegen die HDP
Im Namen des DTKM-Dresden wurde eine Rede gehalten, in der auf die Rolle von Newroz eingegangen wurde. Die Feier am Königsufer wurde fortgesetzt mit Musik und ausgiebigen Tänzen aus allen Regionen Kurdistans. Unter den Feiernden waren auch viele Menschen, die sich mit dem kurdischen Volk solidarisieren.
Demonstration in Bielefeld
In Bielefeld wurde Newroz dieses Jahr mit einer Demonstration begangen, die von der Bewegung der jungen kämpferischen Frauen (ku. Tevgera Jin ên Ciwan ên Têkoşer, kurz Teko-JIN) organisiert worden war. Die Menschen versammelten sich am Bahnhofsvorplatz und hielten zuerst eine Schweigeminute ab, die in Parolen wie „Bijî Serok Apo” und „Bijî Newroz” mündete. In einer Ansprache wurde die Situation von Abdullah Öcalan thematisiert, der auf Imrali von seiner Außenwelt vollkommen abgeschottet wird und Gerüchten zufolge gestorben sein soll. Zudem wurde ein kämpferischer Gruß an die politischen Gefangenen in der Türkei gerichtet, die sich inzwischen den 115. Tag in Folge im Hungerstreik gegen die Isolation auf Imrali und die völlige Entrechtung in türkischen Haftanstalten befinden.
„Erdoğan ist der neuzeitliche Dehak” - aus der Rede vom Politiker Osman Ergin
Unterstützt wurde die Demonstration vom Demokratischen Kräftebündnis (Demokratik Güç Birliği, DGB) und der Antifa. Auch zahlreiche Mitglieder von der PYD und der kurdischen Jugendbewegung Tevgera Ciwanên Şoreşger (TCŞ) waren gekommen. Abgeschlossen wurde der Marsch mit einer Kundgebung am Kesselbrink.
Feier am Bodensee
Am Bodensee wurde Newroz ebenfalls mit einer Feier begangen. Dort versammelte sich die kurdische Community auf dem Gelände des Mesopotamischen Kulturzentrums (MKZ). Nach Sprüngen über das traditionelle Newroz-Feuer tanzte die Gemeinde stundenlang den Govend um die Flammen.