Newroz im Jahr 2025 wird beflügelt durch Abdullah Öcalans „Aufruf für Frieden und eine demokratische Gesellschaft“. Endlich ein Fahrplan zur Beendigung von Gewalt und Repression. Eine klare Botschaft, die nur bei manchen Zauderern Fragen und wilde Interpretationen aufwarf. Als die PKK die Worte ihres Mitbegründers einordnete und die Rahmenbedingungen für den Friedensprozess präzisierte, wuchs die Zuversicht. Ja, eine Lösung des jahrhundertealten Konflikts kann gelingen. Newroz 2025 würde die Wende bringen. Mit dieser Hoffnung strömten Abertausende zu den diesjährigen Newroz-Feiern.
Das Ende der Despoten scheint nah zu sein
Der türkische Staat indes holte noch einmal aus, um seine schwindende Macht zu demonstrieren. Die Verhaftungen gingen weiter, in den Medya-Verteidigungsgebieten regnete es Bomben und Phosphor und weitere gewählte Bürgermeister:innen wurden abgesetzt oder festgenommen. Zuletzt traf es den Istanbuler Oberbürgermeister Ekrem Imamoğlu von der CHP, was Hunderttausende trotz eines Versammlungsverbots auf die Straße trieb. Nicht nur die Kurd:innen wagen jetzt, dem Erdoğan-Regime zu trotzen. Zu den beeindruckenden Newroz-Feiern in Kurdistan kamen Massenkundgebungen in Istanbul, Ankara und Izmir. Der Widerstand gegen eine Diktatur, die keine Luft zum Atmen lässt, formiert sich in diesen Tagen überall. Das Ende der Despoten scheint nah zu sein. Die Kawas und Mazlum Doğans haben das Feuer des Widerstands entzündet. Heute sind es Tausende von Feuern, die weithin brennen, um den Dehaqs oder Erdoğans dieser Welt zu sagen: Eure Zeit ist vorbei.
Paris
Menschen trotzen der Repression
Auch in der kurdischen Diaspora ist die Hoffnung auf ein Ende von Krieg und Gewalt spürbar. In vielen kurdischen Gemeinden tanzen in diesen Tagen Kurd:innen und Internationalist:innen, Alte und Junge um die Newrozfeuer. Mit neuem Selbstbewusstsein tragen die Menschen die Botschaft von Öcalan auf die Straßen und Plätze und zeigen, wie Rêber Apos Vorschlag einer Demokratischen Nation in der Gesellschaft verbreitet werden kann. In den Zentren der Kapitalistischen Moderne sind andere Dehaqs am Werk. Auf ihren Schultern sitzen keine Schlangen, sondern Geldscheine und Aktien. Ihre Fratzen verraten Machtgier und Egoismus. Sie sind getrieben von Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Doch auch in den Metropolen wird das Licht siegen und die dunkle Zeit voller Hass wird zu Ende gehen. Die zahlreichen Newroz-Feiern der Kurd:innen im Exil zeigen auf beeindruckende Weise, wie Menschen trotz Repressionen ihre Lebensfreude teilen und sich nicht einschüchtern lassen.
Newroz in Nürnberg
In Nürnberg konnte man den Gegensatz von dumpfem Hass auf der einen Seite und lebendige Fröhlichkeit auf der anderen deutlich wahrnehmen. Während das rechtsradikale „Team Menschenrechte“ begleitet von antifaschistischen Gegendemonstrant:innen in der Innenstadt sein menschenverachtendes Unwesen trieb, rief das Medya Volkshaus an einem zentralen Verkehrsknotenpunkt auf zur Newroz-Feier der Freiheit: „Newroza Azadiyê Pîroz Be“. Als Gastredner:innen sprachen die Ko-Vorsitzende von KON-MED Ruken Akça und die Politikerin Nursel Aydoğan, die insbesondere die anhaltende Kriminalisierung der kurdischen Freiheitsbewegung in Deutschland anprangerte.
Für Musik sorgte Onur Evîn von der Gruppe Hunermend. Wesentlich mehr als sonst versammelten sich auf dem Platz. Die Stimmung war fröhlich, und man blickte optimistisch in die Zukunft. Alle warteten gespannt auf das Newrozfeuer, das schließlich von den Gastrednerinnen entzündet wurde und über den Platz strahlte. Beim gemeinsamen Govend hörte man immer wieder Parolen wie „Bijî Serok Apo, bijî PKK“ (Lang lebe der Vorsitzende Apo und die PKK), „Bê Serok jiyan nabe“ (Ohne unseren Vorsitzenden kein Leben) und „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit). Viele Grüße und Glückwünsche gingen nach Kobanê und zur Guerilla in den Bergen, die dort die Errungenschaften der Freiheitsbewegung verteidigt.
Wien: Fackelmarsch und kulturelles Programm
In der österreichischen Hauptstadt Wien versammelten sich Kurd:innen und ihre Freund:innen auf dem Albertinaplatz, um Newroz zu feiern. Eingeladen hatten der Verband der Studierenden aus Kurdistan (YXK) sowie der Rat der kurdischen Gesellschaft Österreichs (FEYKOM). Die Feierlichkeiten begannen mit einem Fackelmarsch bis zum Resselpark, begleitet von Parolen wie „Bijî Newroz“ und „Tausend Grüße nach Imrali“.
Eine YXK-Vertreterin eröffnete die Veranstaltung mit einem emotionalen Aufruf, den „Geist von Newroz“ in allen Teilen Kurdistans lebendig zu halten. Anschließend wurde das Newroz-Feuer entzündet, um das sich zahlreiche Menschen zum traditionellen Govend-Tanz versammelten. Auch die kurdischstämmige Bezirksbürgermeisterin von Wiens 9. Bezirk, Saya Ahmad, nahm teil und gratulierte der Gemeinschaft zum Fest. Kulturell wurde die Feier durch Auftritte von Rizgar Akan, Koma Dengê Bêzar, Koma Dem und Hozan Arîanan bereichert.
London: Jugend im Zeichen des Widerstands
In London organisierte die Revolutionäre Jugendbewegung (TCŞ) den traditionellen „Jugend-Newroz“, der im Kurdish Community Centre stattfand. Hunderte Kurd:innen, viele in traditioneller Tracht, nahmen daran teil. Die Veranstaltung begann mit einer Schweigeminute zu Ehren der Gefallenen des kurdischen Widerstands und wurde durch kämpferische Redebeiträge geprägt.
Redner:innen betonten die Bedeutung der politischen Ideen Öcalans, bezeichneten Newroz als „Weg des Sieges“ und kündigten eine entschlossene Fortsetzung des Kampfes an. Besonders betont wurde, dass Öcalans Freiheit als unabdingbar für die Freiheit des kurdischen Volkes angesehen werde. In ihren Beiträgen stellten Vertreter:innen der TCŞ, der kurdischen Frauenbewegung und des Volksrats Öcalans Paradigmen in den Mittelpunkt.
Musikalische Auftritte von Memozan, Nuarin, der iranischen Sängerin Katy sowie Merwan Şan sorgten für ausgelassene Stimmung, während das Publikum mit Govend und Slogans wie „Em Apocî ne“ und „Bijî Berxwedana Gerîla“ bis in die späten Abendstunden feierte.
Toronto: Junge Stimmen für eine freie Zukunft
Auch in Toronto feierten kurdische Jugendliche mit einem Fest im Demokratischen Kurdischen Gesellschaftszentrum das Newroz. Mit Feuerwerk und einem symbolträchtigen Feuer begann die Feier, begleitet von Parolen zur Unterstützung Abdullah Öcalans.
In den Ansprachen wurde Newroz als „Fest des Erwachens und der Widerstandsbereitschaft“ bezeichnet. Öcalans Vision von einem demokratischen Gesellschaftsmodell wurde als richtungsweisend hervorgehoben. Die zentrale Newroz-Feier in Kanada ist für den 23. März angekündigt und findet ebenfalls in Toronto statt.
Duisburg: Feier unter dem Motto „Freie Führung“
Tausende Menschen versammelten sich auf dem Ludgeriplatz in Duisburg, um unter der Losung „Freie Führung – Demokratische Gesellschaft“ Newroz zu feiern. Mit traditionellen Gewändern, PKK- und YPG-Flaggen sowie Öcalan-Porträts wurde der Platz in ein farbenfrohes Meer des Widerstands verwandelt.
Redner:innen wie die Ko-Vorsitzenden des kurdischen Verbands FED-MED, Ahmed Kobanê und Şevin Sincar, sowie Politiker wie Idris Baluken betonten die historische Bedeutung Newroz' und die Relevanz von Öcalans Paradigmen für eine demokratische Lösung der kurdischen Frage. Baluken forderte konkrete Schritte für die Freilassung Öcalans und betonte, dass ohne seine aktive Einbindung in einen möglichen Dialogprozess mit der türkischen Regierung ein dauerhafter Frieden unmöglich sei.
Künstler:innen wie Koma Vardiya, Hozan Aydın, Dengbêj Tital und andere trugen mit politischen Liedern zur kämpferischen Atmosphäre bei. Das große Newroz-Feuer wurde unter Jubel entfacht – begleitet von kraftvollen Rufen wie „Bijî Serok Apo“ und „Be Serok Jiyan Nabe“.
Freiburg: Frauen im Mittelpunkt einer kämpferischen Feier
In Freiburg organisierten der Frauenrat Nuda und der Mannheimer Kurdische Volksrat eine emotional aufgeladene Feier auf dem Platz der Alten Synagoge. Zu Beginn fand eine Würdigung der Gefallenen sowie eine Schweigeminute für sie statt.
Die anschließenden Reden unterstrichen die Rolle der Frauen im Widerstand und betonten die Verantwortung, Öcalans Freiheit zu erkämpfen. Besonders bewegend: Mütter gefallener Kämpfer:innen entzündeten das Newroz-Feuer unter dem Ruf „Newroz Pîroz Be“. Musikalisch sorgten Rêber Serhad und Bîrhat Kurdî für ausgelassene Stimmung, die bis zur späten Stunde anhielt.