Neue Opfer des tödlichen EU-Grenzregimes

Mindestens 43 Schutzsuchende ertranken auf dem Weg von Libyen nach Italien, nachdem ihr Boot gekentert war. Währenddessen hat sich eine 26-jährige Afghanin im EU-Lager Kara Tepe aus Verzweiflung selbst in Brand gesetzt.

Nach Angaben der UN-Agentur IOM sind in der vergangenen Woche mindestens 43 Schutzsuchende bei ihrer Flucht aus dem Bürgerkriegsland Libyen nach Italien ertrunken. Das Boot mit etwa 129 Menschen an Bord kenterte nach aktuellen Informationen am 19. Februar, zwei Tage nach seinem Aufbruch in Libyen. Bereits nach 15 Stunden begann sich das Boot mit Wasser zu füllen, mindestens sechs Menschen starben nach Stürzen ins Wasser. Andere starben beim Versuch, sich auf ein vorbeifahrendes Boot zu retten. Überlebende wurden offenbar in den libyschen Horror aus Bürgerkrieg und Gefangenlagern für Schutzsuchende zurückgeschleppt.

Versuchte Selbstverbrennung in Kara Tepe

Im EU-Lager Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos versuchte eine 26-jährige Afghanin, sich selbst in Brand zu stecken. Damit protestierte sie gegen die katastrophalen Lebensbedingungen in dem Lager. Die Mutter zweier Kinder setzte das Zelt in Brand, in dem sie sich befand. Die Frau überlebte mit Verbrennungen im Gesicht. Ihr war gerade mitgeteilt worden, sie werde doch nicht nach Deutschland umverteilt. Nun wird sie auf Lesbos wegen Brandstiftung angeklagt.

Die Menschen sind in den auf nacktem Boden stehenden Zelten im Moria 2.0 genannten Lager in Kara Tepe dem Regen und der Witterung nahezu ungeschützt ausgesetzt. Die Bedingungen in dem beengten Lager sind gerade vor dem Hintergrund der Pandemie und der Internierung der Schutzsuchenden aufgrund des Lockdowns hochgefährlich und eine menschenrechtliche Katastrophe.